© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/23 / 08. September 2023

Das alte und neue Rußlandbild europäischer Rechtsparteien
Abgekühlte Zuneigung
(ob)

Historisch bedingt war das Verhältnis Polens zu Rußland oft nicht gut, selbst zu Sowjetzeiten, als in Warschau die kommunistischen Vasallen Moskaus ihre ewige Waffenbrüderschaft beschworen. Um so mehr erstaunt, daß noch 2020 35 Prozent der Wähler der regierenden nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ein positives Rußlandbild hatten. Zwei Monate nach Ausbruch des ukrainisch-russischen Krieges 2022 waren es lediglich noch drei Prozent. Das geht aus einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center hervor, das 2020 und 2022 in sieben europäischen Ländern die Einstellung von Anhängern „rechtspopulistischer Parteien“ zu Rußland und seinem Präsidenten Wladimir Putin ermittelte. Dramatischer schmolzen rechte Rußland-Sympathien in Italien und Frankreich ab, wo 2022 kaum 20 von den bis zu 65 Prozent der Anhänger des Rassemblement National, der Fratelli d’Italia, Forza Italia und der Lega übrigblieben, die 2020 Putins Reich positiv einschätzten (Katapult, 30/2023). Auch unter AfD-Parteigängern bröckelte die Unterstützung, sank mit nur 15 Prozent auf einen so niedrigen Wert wie in keinem anderen Land – ausgenommen Ungarn. Allerdings werde Rußlands Politik bei AfD-Anhängern 33 Prozent höher als im Rest der Bevölkerung „wohlwollend“ beurteilt. 


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