Mit seinem 2021 veröffentlichten Kompendium „Aufarbeitung des Nationalsozialismus“ wollte das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) einen „Selbstvergewisserungsversuch“ unternehmen, der auch eigene peinliche Pannen und Versäumnisse bei der Vergangenheitspolitik offenlegte. Bereits am Anfang der Institutsgeschichte stand eine Blamage. Ohne jede quellenkritische Prüfung edierte man 1951 den Band „Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier“, den selbst eine Nicht-Historikerin wie Hannah Arendt als pseudowissenschaftlich einstufen konnte. Solche Fehlleistungen der Institutspolitik seien seitdem immer wieder zu registrieren gewesen, moniert Rolf Surmann (Konkret, 9/2023). Der linke Publizist hebt dabei besonders den erst 2017 von Götz Aly enthüllten „erstaunlichen Umstand“ hervor, daß IfZ-Gutachten zu Raul Hilbergs Standardwerk „Die Vernichtung der europäischen Juden“ (US-Ausgabe 1961) zum Schluß kamen, dessen Übersetzung ins Deutsche lohne nicht. Eine eigene umfassende Gesamtdarstellung zum NS-Völkermord habe das IfZ jedoch bis heute nicht zuwege gebracht. Ebensowenig wie einen Beitrag, der die gesamte deutsche Aufarbeitungs- und Erinnerungspolitik „prinzipiell auf den Prüfstand stellt“, was schon angesichts der Bedeutung des Holocaust zu fordern sei.