© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/23 / 08. September 2023

Sinkendes Vertrauen in die Verläßlichkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Harter Kern der Kritiker
(ob)

Am 15. September 2008 meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs an und löste damit eine internationale Finanzkrise aus. Seitdem befindet sich die deutsche Gesellschaft im Modus der Dauerkrise, stellen gleich acht Medienwissenschaftler der Uni Mainz fest. Solche unsicheren Zeiten gingen gewöhnlich mit erhöhtem Informationsbedürfnis einher, das die meisten Bürger immer noch befriedigen, indem sie öffentlich-rechtliche Sender einschalten. Wie die Mainzer Medienforscher mit ihrer seit 2015 laufenden Langzeitstudie belegen, deren Zwischenergebnisse alljährlich im Herbst veröffentlicht werden, ist das Vertrauen in die Verläßlichkeit der Informationsversorgung durch den ÖRR trotz wachsender Kritik seitens „populistischer Akteure“ hoch. Nach dem Abklingen der „Corona-Krise“, die den Öffentlichen eine noch nie zuvor gemessene Nachfrage nach Informationen bescherte, seien allerdings die bis 2020 erzielten Vertrauenswerte nicht wieder erreicht worden. Lediglich 62 (2022) statt 70 (2020) Prozent der Deutschen hielten die allgemeine Berichterstattung von ARD und ZDF für „sehr oder eher vertrauenswürdig“. Jüngere Menschen und Konsumenten mit höherer formaler Bildung würden dem ÖRR sogar noch stärker vertrauen. Resultate, die  zwar weit über den für Privatsender ermittelten Werten (zwischen 17 und 29 Prozent) liegen. Aber dennoch dokumentieren die Zahlen, daß jeder fünfte Befragte den ÖRR für „nicht vertrauenswürdig“ halte. Dieser „harte Kern“ der Medienkritiker habe sich seit der „Flüchtlingskrise“ von 2015 verfestigt und bestehe „mehr oder weniger unverändert“ fort (Aus Politik und Zeitgeschichte, 25/2023). 

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