© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/23 / 08. September 2023

Unsicher ankommen
Kriminalität: Die Zahl der Straftaten auf Bahnhöfen und in Zügen ist drastisch gestiegen / Viele Täter haben keinen deutschen Paß
Kuba Kruszakin

Sicher reisen und pünktlich ankommen – das waren lange die Vorzüge, mit denen die Bahn hierzulande für sich werben konnte. Daß sich das staatliche Unternehmen von der Pünktlichkeit längst verabschiedet hat, davon können nicht nur Berufspendler ein Lied singen. Doch auch in puncto Sicherheit liegt bei diesem Verkehrsmittel einiges im argen. Denn die Kriminalität an deutschen Bahnhöfen und in Zügen hat im ersten Halbjahr 2023 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum erheblich zugenommen. Besonders deutlich machte sich dies bei Eigentumsdelikten bemerkbar: Gleich 27.529 Fälle gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, während es im Vorjahreszeitraum noch 19.226 waren. Dies entspricht einem Anstieg von 43,2 Prozent, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht, die der JUNGEN FREIHEIT vorliegt.

Auch bei den Sexualdelikten registrierten die Sicherheitsbehörden einen Zuwachs. Waren es im ersten Halbjahr 2022 noch 690 Straftaten, nahm diese Zahl zwischen Januar und Juni 2023 auf 865 zu. Das stellt einen Anstieg um mehr als ein Viertel dar. Eine ähnliche Entwicklung weist die Gewalttatenstatistik mit 12.416 Fällen auf. Gegenüber der ersten Hälfte des vergangenen Jahres stieg die Zahl um 16,2 Prozent.

„Bahnhöfe werden nicht nur von Reisenden genutzt“

Innerhalb der Gewaltdelikte sticht insbesondere eine Zunahme der Messerdelikte ins Auge. Kam es im ersten Halbjahr 2022 zu 156 solche Gewalttaten an den Bahnhöfen, waren es ein Jahr später bereits mehr als doppelt so viele (357). Nahezu verdreifacht hat sich die Zahl dieser Angriffe in den Zügen, sie wuchs von 38 auf 104 Fälle.

„Insgesamt ist zu konstatieren, daß nach Auslaufen der Mehrzahl der pandemiebedingten Auflagen nahezu in allen Deliktsbereichen eine steigende Anzahl von Straftaten zu verzeichnen ist“, schreibt die Bundesregierung in der Antwort zur aktuellen Entwicklung.

Auffallend hoch sind die Anteile der identifizierten Tatverdächtigen ohne deutschen Paß. Bei den Sexual- und Eigentumsdelikten machten sie mit jeweils 56,3 und 58,9 Prozent die Mehrheit aus. Sieben von zehn der häufigsten nichtdeutschen Nationalitäten in der Sexualdeliktstatistik gehen auf Afrika und den Nahen Osten zurück. Auch die Mehrheit der geklärten Angriffe auf Bahnhöfen, 51 Prozent, ging von Ausländern aus, bei den Gewalttaten insgesamt betrug der Anteil 43,2 Prozent. Zum Vergleich: 14,4 Prozent der Bevölkerung besitzen keinen deutschen Paß. Laut der Bundesregierung sei keine Aussage zu den Gründen für die hohen Ausländeranteile bei den Tätern zu machen: „Insbesondere Bahnhöfe in den größeren Städten werden nicht nur von Personen mit Reiseabsichten, sondern auch von der Party- und Fußballszene sowie mittel- und obdachlosen Personen genutzt“, erklärt sie in ihrer Antwort.

Scharfe Kritik an der zunehmenden Kriminalität an deutschen Bahnhöfen kommt von der AfD. „Ohne einen Kurswechsel in der entgleisten Asylpolitik werden Züge und Bahnhöfe zunehmend zu Angsträumen für die Bürger, für einige sind sie das bereits“, warnte der AfD-Innenexperte Martin Hess gegenüber der jungen freiheit. In einem Land, in dem die Bevölkerung durch die Mobilitätswende in Busse und Bahnen gezwungen werde, sei es eine katastrophale Entwicklung. „Diese negative Entwicklung ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern eine Gefahr, die zur dauerhaften Bedrohung wird. Das ist völlig inakzeptabel.“