© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/23 / 01. September 2023

Meldungen

„Ermländisches Pompeji“: Funde aus der Ordenszeit

WARSCHAU. Im Winter 1353/54 eroberte das Heer der litauischen Großfürsten Kęstutis und Algirdas die ermländische Stadt Wartenburg, welche ab 1325 unter der Ägide des Deutschen Ordens errichtet worden war. Dabei brannten die Angreifer den Ort nieder und massakrierten sämtliche Einwohner. Seitdem blieben die Ruinen von Wartenburg unberührt, weil die beiden Nachfolgesiedlungen an anderer Stelle entstanden. Das macht die Wüstung unweit des heutigen polnischen Dorfes Barczewo im ehemaligen Ostpreußen zwischen Allenstein und Bischofsburg aus der Sicht vieler Geschichtsexperten zu einem „ermländischen Pompeji“. Zu dessen Erforschung startete das Institut für Archäologie der Universität Danzig 2022 eine Grabungskampagne, die noch bis 2024 dauern soll und von Arkadiusz Koperkiewicz geleitet wird. Im Rahmen der diesjährigen Arbeiten kamen unter anderem Hausfundamente und Waffen zutage. Des weiteren entdeckten die Forscher einen Münzschatz, der aus etwa 150 silbernen Brakteaten besteht. Das sind Dünnblechmünzen, welche in diesem Falle aus den Prägestätten Thorn und Elbing kamen (Online-Ausgabe von Science in Poland vom 7. August 2023). Interessante Aufschlüsse werden zudem von den DNA-Proben vom Friedhof der Stadt erwartet, der nach Lokationsurkunden des ermländischen Bischofs Eberhard von Neisse (1250–1326) mit Deutschen aus dem schlesischen Raum besiedelt wurde. (ts)

 www.scienceinpoland.pl





Armenfriedhof vor den Toren Lübecks entdeckt

LÜBECK. Bei der Erneuerung des Regenwasserkanals im Bereich der Hüxtertorallee stießen die Entsorgungsbetriebe der Hansestadt Lübeck auf einen riesigen Armenfriedhof. Die hier Ruhenden hatten zumeist wohl im Armen- und Werkhaus St. Annen vor dem Mühlentor gelebt und kein Geld für die Bestattung auf normalen Friedhöfen besessen. Einige waren aber offensichtlich auch besser situiert gewesen, was sich aus den deutlich höherwertigen Särgen schließen läßt. Den städtischen Unterlagen zufolge wurde der Armenfriedhof im Zeitraum von 1639 bis 1868 genutzt. Die Archäologen unter Ingrid Sudhoff, welche das Gräberfeld seit einigen Monaten untersuchen, sind von dessen Ausmaß komplett überrascht, denn es erstreckt sich über eine Fläche von 8.000 Quadratmetern, wobei die Särge stellenweise in sieben Etagen übereinandergestapelt liegen. Das bedeutet, daß hier die sterblichen Überreste von immerhin etwa 50.000 Menschen liegen müssen (Online-Ausgabe der Lübecker Nachrichten vom 8. August 2023). Bislang konnten die Archäologen etwa 200 Skelette freilegen, wobei jedes zehnte von einem Säugling oder Kleinkind stammt. Ein Toter hatte ein Einschußloch im Schädel, und die Kugel lag noch daneben. (ts)

 www.ln-online.de





Erste Sätze

Der Weltkrieg hat die Welt revolutioniert.

Eugen Rosenstock: Die europäischen Revolutionen. Volkscharaktere und Staatsbildung, Jena 1931





Historisches Kalenderblatt

6. September 1948: Weil kommunistische Störer die Berliner Stadtverordnetenversammlung im Neuen Stadthaus im sowjetischen Sektor behindern, verlagert Vorsteher Otto Suhr (SPD) das Gremium in den Westteil der Stadt in die „Taberna Academica“ am Steinplatz.