Kaiser Wilhelm II., Lenin, der US-Geheimdienst CIA und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan haben im historischen Urteil von Kamal Sido eins gemeinsam: Muslime für ihre politischen Zwecke instrumentalisiert zu haben. Damit fügen sie sich für den bei der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Schwerpunkt auf den Nahen Osten für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten zuständigen Politologen in eine lange machiavellistische Tradition ein (Für Vielfalt. Zeitschrift der Gesellschaft für Menschen- und Minderheitenrechte, 336/2023). Sie reiche vom Versuch deutscher Diplomaten, während des Ersten Weltkriegs den „Heiligen Krieg“ gegen die britische Herrschaft zwischen Ägypten und Afghanistan zu entfesseln, über Lenins „Aufhetzung“ muslimischer Völker im Kaukasus gegen den Zaren und die Mobilisierung der Mudschaheddin gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans bis zur Islamisierung der Proteste gegen Diktator Baschar al-Assad, aus der Erdoğan den größten Profit ziehe. Sei es ihm doch gelungen, die arabischen Sunniten Syriens vor allem gegen die Kurden in Stellung zu bringen. Dies geschehe mit Wissen und Duldung der Nato. Für Sido sind die im Namen des Islam organisierten Exzesse gegen Minderheiten nur der Auftakt zur weiteren Radikalisierung breiter muslimischer Schichten.