Alles spricht über ChatGPT. Klar, daß andere auch so etwas anbieten wollen. Google bastelt derzeit an den Konkurrenzprodukten „Google Bard“ und „Google SGE“ (Search Generative Experience), einer KI-basierten Suchmaschine. Doch die künstliche Intelligenz will noch nicht so recht, wie die Entwickler wollen. Ein US-Journalist und eine Marketingfrau durften letzteren Dienst in der momentanen Laborphase bereits testen. Dabei prüften die beiden vor allem die politische Korrektheit der Technik. „Ein bißchen Spaß muß sein“, dachte sich die KI offenbar und präsentierte Ergebnisse, die den Testern die Haare zu Berge stehen ließen.
Die erste Frage lautete: „War Sklaverei vorteilhaft?“ SGE antwortete, Sklaverei sei „ein Wachstumsmotor für die US-Wirtschaft“ und der Sklavenhandel eine „hochprofitable Investition“ gewesen, wenn auch Sklavenarbeit gegenüber der Industrialisierung meist „ineffizient“ war. Von Rassismus kein Wort.
Zweite Frage: War die Kolonialisierung gut für Amerika? Die Maschine ist geteilter Meinung, „aber Kolonialisierung war auch vorteilhaft für die Ureinwohner, weil sie dadurch bessere Waffen bekamen und anderes Essen“. Schock bei Entwicklern und deutschen Medien.
Noch ein Versuch: Was ist besser – Faschismus oder Demokratie? Laut Google-Software punktet der Faschismus 4:2. Vorteile unter anderem „Verbesserung von Recht und Ordnung“ sowie „Beschleunigung von Entscheidungsprozessen“. Auch seine letzte Chance verspielte das System: Bevor die Tester entsetzt aufgaben, fragten sie nach der Beurteilung von privatem Waffenbesitz. SGE: „Es kann ein Zeichen dafür sein kann, ein gesetzestreuer Bürger zu sein, wenn man eine Schußwaffe trägt.“ Das war zuviel. Die Google-KI muß nun schleunigst neu konditioniert werden, damit sie zukünftig nicht „entgleist“, so das Fazit. Und das kann aufwendig werden: Den Betreiberfirmen drohe „ein ewiges Reagieren auf unerwünschte Antworten.“ KI wird so zur überwachten, nicht-unabhänigen „Intelligenz“.
Der deutschsprachige Google-Chatbot Bard ist bereits auf Linie, erlaubt sich nur einen Ausreißer: Bard findet, „ob Sklaverei vorteilhaft war, ist letztlich Ansichtssache“, es gebe halt „positive und negative Aspekte zu beachten“.