Die Schweizer Grenzstadt liegt in der Nähe unseres Urlaubsorts, und die Anreise ist über Abfahrt Schweizersbild sogar vignettenfrei – wenn man sich versehentlich ohne Plakette auf einer Autobahn wiederfindet, kann es teuer werden.
Heute freuen wir uns auf den Besuch im berühmten Café Rohr und zuckeln am Ende einer Kolonne hinter einem hellgrünen Volvo mit Schweizer Kennzeichen her. Etwa hundert Meter voraus findet anscheinend eine Verkehrskontrolle statt.
Geht uns nichts an, denken wir voreilig, aber dann zwingt uns ein Uniformierter mit hektisch wedelnder Kelle zum Anhalten. Unwillig öffnet Begleiter Uli das Fenster.
„Sie sind zu schnell gefahren“, blafft der Beamte.
„Sie müssen sich irren. Ich habe die Geschwindigkeit genau eingehalten.“
„Sie sind 54 gefahren, einen Kilometer ziehe ich ab, bleiben 53, das macht vierzig Franken.“
Die Kellnerin meint,
das höre sie nicht zum
ersten Mal, und gibt uns einen Espresso aus.
Ulis Gesicht verfärbt sich. Ehe er auch noch wegen Beamtenbeleidigung verdonnert werden kann, krame ich das Geld aus der Tasche und nehme wortlos die Quittung entgegen.
„Nie wieder Schaffhausen“, kann er sich nicht verkneifen. Wenigstens weist unser angefahrener, vertrauter Parkplatz am Rheinufer – zwei Franken für vier Stunden – viele freie Plätze auf. Wir stellen das Auto neben den hellgrünen Volvo, dessen Fahrer soeben seine Heckklappe öffnet.
„Na, hat unsere Polizei mal wieder zwei deutsche Touristen zur Kasse gebeten?“, fragt er augenzwinkernd, „ich habe die Aktion im Rückspiegel verfolgt“. Uli schildert den knappen Wortwechsel, aber der Schweizer unterbricht ihn lachend: „Ärgern Sie sich nicht. Hier, ehe Sie völlig naß werden, schenke ich Ihnen dieses Exemplar, habe noch ein zweites.“
Erst jetzt nehmen wir den Nieselregen wahr. Wir verabschieden uns herzlich, spannen den quietschegelben Schirm auf und begeben uns schnurstracks ins Café.
Eine witzige Kellnerin serviert uns Tortenstücke, die nicht vor Schwäche umfallen, und läßt sich den Ärger mit der Schweizer Polizei schildern. „Höre ich nicht zum ersten Mal“, sagt sie lakonisch und spendiert einen Espresso.