© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/23 / 25. August 2023

Meldungen

Eine „systematische linke Schlagseite“ bei ChatGPT?

NORWICH. Das textbasierte Dialogsystem ChatGPT der kalifornischen Firma OpenAI liefert bei politischen Fragestellungen eher linke Sichtweisen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Informatikers Fabio Motoki (University of East Anglia), des Ökonomen Valdemar Pinho Neto (EPGE Rio de Janeiro) und des Ingenieurs Victor Rodrigues (IFCE Fortaleza), die dem Chatbot 62 Fragen zur politischen Identität gestellt haben (Public Choice 7/23). „Wir fanden handfeste Beweise dafür, daß ChatGPT eine signifikante und systematische politische Schlagseite für die US-Demokraten, den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva und die Labour Party in Großbritannien aufweist“, heißt es in der Studie. Dies gebe Anlaß zu der Befürchtung, daß ChatGPT und Large-Language-Modelle (LLM) im Allgemeinen die bestehenden Probleme der Beeinflussung politischer Prozesse durch das Internet und soziale Medien erweitern oder sogar verstärken könnten. ChatGPT ist seit November 2022 öffentlich zugänglich. Seit Februar 2023 nutzt Microsoft den Chatbot in seinen Programmen Bing und Skype. (fis)





Bayern: Eil-Appell gegen Abschuß von Fischottern

MÜNCHEN. Seit August dürfen in Niederbayern und der Oberpfalz (außer dem Landkreis Neumarkt) Fischotter ohne aufwendige Einzelgenehmigung abgeschossen werden. „Wir mußten dort handeln, wo die Teichwirtschaft mittlerweile bedrohter ist als der Fischotter“, erklärte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Die Schäden, die das laut EU-Vorgaben streng geschützte Raubtier in der Teichwirtschaft und ihren Fischbeständen verursacht, hätten sich seit 2016 fast verzehnfacht. In den vergangenen beiden Jahren hätten 600 von 10.000 Teichwirten aufgeben müssen. Auch „das herrliche Landschaftsbild, das diese Räume prägt und das wir lieben, steht auf dem Spiel“, so die CSU-Politikerin. Die Umweltstiftung WWF Deutschland sieht in der Verordnung „ein Desaster für den Artenschutz“. Der Eil-Appell „Stoppen Sie den Abschuß von Fischottern in Bayern, Herr Söder!“ hatte bis 17. August schon über 50.000 Unterstützer gefunden. (fis)

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Süßstoff Aspartam in der EU weiterhin zugelassen

DESSAU. Der Süßstoff Aspartam (E 951) wurde im Juli von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Untersuchungen hätten gezeigt, daß die „Sicherheit bei den üblicherweise verwendeten Mengen zwar kein großes Problem darstellt, jedoch wurden potentielle Auswirkungen beschrieben, die durch mehr und bessere Studien untersucht werden müssen“, erklärte WHO-Direktor Francesco Branca. Gemäß der EU-Verordnung 1333/08 darf Aspartam aber weiterhin in über 45 Lebensmittelkategorien – darunter Light-Drinks, Kaugummis, Fruchtnektare, Müsli und Brotaufstriche – zum Einsatz kommen, teilte das Umweltbundesamt mit. Aspartam habe zwar die Wassergefährdungsklasse 2, es sei „jedoch im Boden und im Wasser biologisch abbaubar“. (fis)

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Erkenntnis

„In den Niederlanden, Kanada und Portugal beispielsweise sind Kriterien wie ein unheilbares oder unerträgliches Leiden eine Bedingung für assistierten Suizid und die dort ebenfalls zulässige aktive Sterbehilfe, also die Tötung auf Verlangen. Letztere steht bei uns noch nicht zur Debatte, aber ich vermute, daß wir diese in nicht allzu ferner Zukunft auch diskutieren werden.“

Claudia Bozzaro, Professorin für Medizinethik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel