© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/23 / 25. August 2023

Gültiges erhalten
Neuauflage von Chestertons Thomas-von-Aquin-Biographie
Werner Olles

Gilbert Keith Chesterton, der Autor der Pater-Brown-Detektivgeschichten, 1874 in London geboren, konvertierte 1922 zum römisch-katholischen Glauben und wurde zu einem der wortgewaltigsten Streiter für die Verteidigung des Katholizismus. Sein Buch „Orthodoxie“ zählt zu den großartigsten und schärfsten Warnungen vor der Verweltlichung der Kirche und ihrer primitiven und antichristlichen Anpassung an den liberalen Zeitgeist.

In seiner Biographie „Thomas von Aquin. Der stumme Ochse“, die 1933 als Original unter dem Titel „St. Thomas, The Dumb Ox“ und 1935 erstmals in deutscher Sprache im Pustet-Verlag erschien, widmet sich der Autor von über hundert Büchern dem heiligen Thomas von Aquin, den die Kirche als „Doctor Angelicus“ oder „Doctor communis“ bezeichnet. Benedikt XVI. beschreibt in seinem Vorwort, wie die Kultur der lateinischen Welt in der Zeit des 13. Jahrhunderts aus der Begegnung mit den Werken des Aristoteles tiefe Impulse erhielt. Thomas übernahm diesen Schatz des antiken, vorchristlichen Wissens mit kritischer Begeisterung. Er studierte Aristoteles und dessen radikale Rationalität gründlich, las die Originaltexte, verglich diese mit der christlichen Kultur, kritisierte Zweifelhaftes und übernahm das Gültige, das mit der christlichen Offenbarung übereinstimmte. So erkannte er, daß zwischen dem christlichen Glauben und der Vernunft eine natürliche Harmonie besteht.

Thomas bestand darauf, daß es die Aufgabe der christlichen Religion sei, den schweren Stoff der dichtesten und wirklichkeitsnächsten heidnischen Philosophie durchzuarbeiten, und gestaltete die Christenheit christlicher, indem er sie aristotelischer machte. Doch die politische Krise des Christentums griff auch in sein Leben ein: Dazu zählten die Kreuzzüge, der albigensische Pessimismus und das zweifelhafte Experiment der daraus erwachsenen Inquisition. 

Der Islam ist für Chesterton wie für Thomas hingegen im wesentlichen „ein einfaches Glaubensbekenntnis für schlichte Gemüter“, und Aristoteles mit Mohammed erscheint beiden als viel schwerer als mit Christus. Die gewaltige Orthodoxie des Heiligen Thomas konnte viele Dinge tragbar machen, eine Menge Sünden und Häresien, weil sein persönlicher Katholizismus nicht nach dem Scheiterhaufen roch, sondern nach dem Feuer der großen christlichen und katholischen Schöpfung: ein christliches Wunder, welches den großen Heiden vom Tode auferweckte. Auf einer Reise nach Lyon, wo er am Ökonomischen Konzil teilnehmen sollte, starb Thomas von Aquin am 7. März 1274 in der Abtei der Zisterzienser von Fossanova, nachdem er mit großer Frömmigkeit die Wegzehrung empfangen hatte, 1323 wurde er heiliggesprochen und 1567 zum Kirchenlehrer erklärt.

Gilbert Keith Chesterton: Thomas von Aquin. Der stumme Ochse. Credo Medien, München 2023, gebunden, 204 Seiten, 16,80 Euro