Wie tödlich ist das Geschlechterverhältnis?“ Diese Frage beantworten Sozialwissenschaftler um Paulina Lutz (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen) und Sabine Patricia Maier (Institut für Kriminologie, Tübingen) für den medial häufig präsenten Anteil an Frauentötungen vorbildlich kultursensibel. Zu den Varianten dieses Verbrechens, dem Menschen nur wegen ihrer Zugehörigkeit zum „Kollektiv Frauen“ zum Opfer fallen, zählen zwar auch die von Männern zwecks Wiederherstellung der Familienehre Getöteten. Aber solche „Ehrenmorde“ seien in Deutschland selten – „schätzungsweise maximal drei Fälle pro Jahr“ – und fielen im Vergleich mit „Femiziden“ im Kontext heterosexueller Beziehungen, wo 2021 von 903 Tätern jeder dritte der Partner war, kriminalstatistisch kaum ins Gewicht. Darum sei die „überbetonte Unterscheidung“ dieser Femizidformen sinnlos. Entspringe doch bei deutschen wie nichtdeutschen Tätern die Gewalt der gleichen Motivation: eine psychische Kränkung der Psyche heilen zu wollen (Aus Politik und Zeitgeschichte, 14/2023). Für Medien wurzeln Ehrenmorde aber oft in patriarchalen Traditionen muslimischer Einwanderer-Milieus, während die ursächliche kulturell bedingte Geschlechterungleichheit bei deutschen „Beziehungsdramen“ kein Thema sei.