© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/23 / 25. August 2023

Blick in die Medien
An die Grenze gehen
Tobias Dahlbrügge

Tahir Chaudhry kam in Rendsburg als Sohn indischer Einwanderer zur Welt. Nach dem Studium der Philosophie und Islamwissenschaften in Kiel arbeitete er als Volontär und freier Mitarbeiter bei Zeit Online, FAZ, Focus und Süddeutscher Zeitung. Wegen seiner „interessanten Biographie“ (Migrationshintergrund/muslimisch) wurde er bei diesen Medien mit Kußhand genommen, wie er selbst schildert.

Nun hat er auf Youtube ein Abrechnungsvideo veröffentlicht, in dem er elf Gründe dafür nennt, „warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite“. Diese reichen von „ideologisch durchsetzten Ressorts“ und der eigenen Konformitäts-„Schere im Kopf“ bis zur restlos verspielten Glaubwürdigkeit. Der Mittdreißiger sagt: „Ich kann diesen Weg nicht weiter mitgehen … ich bin raus!“ Das ist sicher, denn mit seiner beinahe halbstündigen Suada hat er die Brücken in die etablierten Medien hinter sich eingerissen.

Die Reportagen, Kritiken und Kommentare sind allemal vielfältiger als das Mainstreamangebot.

Stattdessen widmet er sich dem Youtube-Kanal „Grenzgänger Studios“. Tahir und ein kleines Team von Freunden produzieren verschiedene Formate. In der Reihe „Keine Zeit für Trips“ philosophiert er mit seinem Kollegen Tariq Hübsch unterhaltsam über Fragen unserer Zeit („Macht Netflix dumm?“). In der Interviewserie „Darf ich fragen …?“ kommen interessante Gäste wie Thilo Sarrazin und der Hochstaplerkönig Gert Postel zu Wort.

Daneben senden die Grenzgänger Reportagen, Kritiken und Kommentare. Dabei bewegen sie sich zuweilen tatsächlich hart an der Grenze zur Schwurbelei. Auch Tahirs Ansichten über die AfD oder den Nahostkonflikt sind zumindest … nun ja, „originell“. Chaudhry war übrigens auf 450-Euro-Basis Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit im „Team Todenhöfer“, dem gescheiterten Versuch des notorischen Burda-Spezis und Islamistenflüsterers 2021 zur Bundestagswahl anzutreten.

Trotzdem enthält der Videokanal einige sehenswerte Gespräche, die teils erstaunliche Zugriffszahlen erreichen. Und allemal ist das Angebot eine bunte Alternative zu Tahirs früheren Arbeitgebern.