Gemeinsam musizieren heißt aufeinander hören und reagieren. Zwei, die in der Schweiz leben, die russische Violinistin Maria Solozobova und die argentinische Pianistin Martha Argerich, haben Beethovens Violinsonate Nr. 9 A-Dur, op. 47, die „Kreutzersonate“, und Prokofjews zweite Violinsonate D-Dur, op. 94a, in Zürich gemeinsam musiziert.
Seine vorletzte Violinsonate und recht eigentlich das letzte Stück seiner Auseinandersetzung mit der Gattung, 1802/03 komponiert, hat Beethoven dem Geiger und Komponisten Rodolphe Kreutzer dediziert, der sie übrigens nie gespielt haben soll. Beethoven hat sie im Titel der Originalausgabe als in einem konzertanten Stil geschrieben, gleichsam wie ein Konzert annotiert. Prokofjew hat seine Flötensonate auf David Oistrachs Wunsch hin für Violine arrangiert, eine der „spaßigen“ Sachen des Komponisten. Von Krieg findet sich in der 1944 uraufgeführten Sonate keine Spur, aber jede von Klassik und Romantik und fortlaufendem Auf-der-Stelle-Treten.
Solozobovas und Argerichs Spiel vereint höchstes Formbewußtsein und rhapsodische Spontaneität; seine irrwitzige Brillanz lenkt des Hörers Hören auf den Augenblick und läßt es sich im Augenblick verlieren. Es stellt in aufblitzenden Glücksmomenten jene Aufrichtigkeit her, die Prokofjew immer gesucht und Beethoven immer gewahrt hat. Der russische erscheint dem deutschen Klassiker nahegerückt, der eng eingeschlossen lavierende dem ins Offene stürmenden Weltbürger und beide auf einer CD, die großen Aufhebens würdig ist.
Martha Argerich / Maria Solozobova Magie Beethoven: Kreutzersonate; Prokofjew: Violinsonate Nr. 2 Antes Edition 2023