Wer einst begeistert den Vorführungen des Handpuppentheaters folgte, für den ist der gemeinsame Auftritt von Kasperle und Schutzmann auf ein und derselben Bühne nichts wirklich überraschendes. Vielleicht versteht Thomas Strobl, Innenminister und Landesvatervize der Humorhochburg Baden-Württemberg, auch deswegen die ganze Aufregung nicht. Darüber nämlich, daß bei Veranstaltungen der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen Vertreter der Klima-Kleber-Kasperle von der „Letzten Generation“ vor den künftigen Kommissaren auftraten. Ziel sei gewesen, schrieb der schwarze Grünen-Stellvertreter, daß „die korrekte versammlungsrechtliche Bewertung der Handlungen, psychologisch/ethische Problemstellungen sowie die politikwissenschaftliche Einordnung“ der Blockaden „eine bestmögliche Vorbereitung angehender Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten für ihre spätere berufliche Tätigkeit gewährleisten“. Zudem gelte, so Strobl, auch für Polizeihochschulen die „Freiheit von Forschung und Lehre“. Zwar sorgen die Vorträge, über die als eine der ersten die JUNGE FREIHEIT auf ihrer Internetseite berichtet hatte, für Wirbel im Landtag. Der sicherheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Hans-Jürgen Goßner, auf dessen Anfrage der Minister Stellung nahm, kritisierte die Auftritte der „Straftäter“ als „klaren Bruch mit rechtsstaatlichen Prinzipien“. Die FDP nannte die Veranstaltungen „dubios“, auch die Gewerkschaft der Polizei ist empört. Zum großen Skandal scheint die Sache nicht zu taugen. Vielleicht ist man in Baden-Württemberg schon froh, wenn die Mitglieder der Polizeiführung wenigstens ihre Hosen anbehalten (JF 26/23). Fragt sich nur, ob in „The Länd“, wie man sich im Südwesten nun polyglott und ultraironisch nennt, demnächst auch noch Krokodile neben Kasperle und Schutzmann in den Hörsälen auftreten …