© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/23 / 25. August 2023

Thomas Laschyk betreibt mit seinem Portal „Volksverpetzer“ Deutschlands vielleicht fidelsten Denunziantenstadl.
Minister für Wahrheit
Holger Warz

Der größte Lump im ganzen Land, ist und bleibt der Denunziant.“ Diese Sentenz Hoffmann von Fallerslebens mag manchem angesichts Thomas Laschyks in den Sinn kommen. Immerhin aber machen der Onlineaktivist und seine Truppe niemandem ein X für ein U vor und geben ihre denunziatorische Absicht im Namen ihres Projekts preis: „Der Volksverpetzer“.  

Seit 2015 will diese Onlineplattform „Narrative und Behauptungen von Extremist- und Verschwörungsideolog:innen entlarven“, und zwar streng verpflichtet gegenüber „wissenschaftlichen Fakten“. Unter diesem Rubrum hat es der VV weit gebracht: Was als Blog des Augsburger Literaturwissenschaftsstudenten begann, zählt heute, neben Correctiv oder dem „Faktenfinder“ der „Tagesschau“, zu den Größen unter den sogenannten „Faktencheckern“ hierzulande sowie als Referenz für Medien wie Zeit, SZ, ZDF oder Deutschlandfunk – aber auch die CDU, die dem VV bescheinigt, „eine gute Quelle im Kampf gegen Verschwörungsmythen“ zu sein. Dazu kommen jede Menge Preise, die sich „Chefpetze“ Thomas Laschyk, 31, inzwischen ins Regal stellen kann. Und längst betreibt er sein Ex-Hobby mit etwa einem halben Dutzend Mitarbeitern hauptamtlich. 

Sein Verwirrspiel, Meinung als Fakt unterzujubeln, macht den „Volksverpetzer“ selbst zum Desinformationsorgan. 

Doch „es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“ – so hatte etwa die Neue Zürcher Zeitung nichts besseres zu tun, als Laschyk höchstpersönlich anzuzählen, selbst Fake-News zu verbreiten: Als ein französischer Busfahrer von Maskenverweigerern erschlagen wurde, war für viele Medien der Fall klar. Übergangen wurde, daß der Tat ein Streit um nicht gelöste Fahrkarten vorausging. „Am weitesten“, schrieb 2022 die NZZ, „ging der Volksverpetzer: ‘Anti-Masken-Propaganda tötet’, so Laschyk ... Die Tat gehe direkt auf Falschinformationen über Anti-Covid-Maßnahmen zurück ... (doch) Fakten, die seine These belegen, nennt er keine“. Und das, obwohl sich Laschyks Portal in seiner Selbstdarstellung rühmt, genau dies stets gewissenhaft zu tun. Doch schon vor der NZZ fand etwa der Wissenschafts-Chefreporter der Welt allein in einem einzelnen „Faktencheck“ des VV zwölf Fehler, „Irreführungen gar nicht mitgerechnet“. 

Tatsächlich ist es oft nicht weit her mit Laschyks beschworener Faktentreue. So zählt sein Portal etwa die Behauptungen, Rassismus gegen Deutsche gebe es nicht, alternative Medien seien Desinformationsorgane und der Begriff Clankriminalität Indikator für Rassismus, als „Fakten“. Firmierte man als Meinungsportal, wäre all das legitim. Das Verwirrspiel aber, Meinung als Fakt unterzujubeln, macht den VV selbst zum Desinformationsorgan. Dabei bedient man sich immer wieder einer auch bei anderen „Faktencheckern“ gern geübten Praxis: Links suggerieren, alle Aussagen seien gut belegt. Klickt man diese aber an, bestätigen etliche Quellen das Behauptete gar nicht – ja mitunter besagen sie sogar genau das Gegenteil. 

Daß der VV auch tatsächliche Falschmeldungen aufdeckt, ist dabei unbestritten und Laschyk, der mit 26 Jahren eine Krebserkrankung zum Glück überstand, hat leider reichlich mit Haßpost und Drohungen zu kämpfen. Doch mit seiner Expertise als Denunziant empfiehlt er sich für die Führung jenes Hauses, sollte die Bundesregierung je ein „Ministerium für Wahrheit“ schaffen. 


 www.volksverpetzer.de