Gemeinsam mit meiner Frau bin ich beim „Baby-Willkommensfest“ einer lange nicht gesehenen Jugendfreundin eingeladen. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann und dem erst ein paar Tage alten Sohn in einem schicken Haus am Stadtrand. Viele Leute sind gekommen, um den Nachwuchs zu bestaunen und Glückwünsche zu überbringen.
Da das Wetter traumhaft schön ist, können wir auf der Terrasse ein paar kühle Getränke genießen und ausgelassen plaudern. „Wie lange möchtest du mit dem Kleinen zu Hause bleiben?“, fragt meine Frau. Lächelnd entgegnet die Mutter: „Mindestens zwei Jahre.“
Mit dieser Antwort haben einige Freundinnen nicht gerechnet. „Warum so lange? Aber du hast doch einen tollen Job! Was soll aus deiner Karriere werden?“ Manche Wortmeldungen gleichen eher einem Verhör als gut gemeinten Ratschlägen.
„Während die Frau den Haushalt schmeißt, arbeitet der Mann an seiner Beförderung.“
Ihr Mann versucht die Wogen zu glätten. Mit seiner Antwort, daß er doch immerhin genug verdienen würde, um die zwei Jahre gut zu überbrücken, macht er die Sache nur noch schlimmer. „Typisch. Während die Frau den Haushalt schmeißt, arbeitet der Mann an seiner Beförderung.“
Das Neugeborene beginnt zu quengeln. „Zum Glück“, sage ich mir selbst und bin froh, daß die Debatte nicht noch weiter Fahrt aufnimmt. Gerade als in mir ein Gefühl von Mitleid für die junge Mutter aufsteigen will, passiert etwas Außergewöhnliches. Mit ihrem Sohn auf dem Arm und einem trotzig wirkenden Blick sagt sie: „Wißt ihr, unsere Generation ist so sehr damit beschäftigt, ständig zu beweisen, daß Frauen alles können, was auch Männer können. Was aber ist, wenn Frauen vielleicht gerade dadurch ihre Einzigartigkeit verlieren? Denn letztlich – zumindest sehe ich das so – sind Frauen nicht auf dieser Welt, um alles zu tun, was Männer tun. Ganz im Gegenteil: Frauen sind deshalb so wundervoll, weil sie eben all das tun, was Männer nicht können!“
Noch bevor irgendjemand etwas sagen kann, ergänzt sie: „Und genau aus diesem Grund möchte ich für die kommenden zwei Jahre schlicht und einfach Mutter sein. Ich hoffe, ihr versteht das.“ Der Vater nimmt seine Frau in den Arm und entgegnet mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Also ich koche uns jetzt etwas Schönes. Denn das ist dann wohl das Einzige, was ich besser kann als meine Frau.“