Tropenwälder: Abholzung vermindert Regenmenge
LEEDS. Klimamodelle gehen bei einer großflächigen Entwaldung des Amazonasbeckens bis 2050 von einem Rückgang der Niederschlagsmengen um 8,1 Prozent aus. Welche Folgen es haben könnte, wenn auch im Kongobecken und auf dem Malaiischen Archipel die Abholzungen fortschreiten, haben Forscher um Callum Smith (Universität Leeds) prognostiziert. Dafür wurden Satellitendaten ausgewertet, die eine signifikante Verminderung der Niederschläge in allen drei von Entwaldung betroffenen Tropenregionen zeigen. Die stärksten Rückgänge sind jeweils in der Nähe des Äquators zu registrieren. Für jedes Prozent Verlust an Wald fiel dort der monatliche Niederschlag um bis zu 0,6 Millimeter geringer aus. Bei einer Fortschreibung der Trends käme es bei völliger Zerstörung der drei Tropenwaldregionen dort zur Reduzierung der jährlichen Niederschlagsmengen um bis zu 20 Prozent – und zwar unabhängig vom „Klimawandel“. Der werde Effekte der Entwaldung wie Trockenperioden nur verstärken (Naturwissenschaftliche Rundschau, 7/23). (ck)
Windkraft: Infraschall nur ein Verschwörungsmythos?
SYDNEY. Das „Windturbinensyndrom“ (WTS), das durch den Infraschall der Anlagen hervorgerufen werden soll, hat sich laut einer Studie des Woolcock Institute of Medical Research nicht nachweisen lassen. Im Schlaflabor wurden 37 lärmempfindliche Erwachsene 72 Stunden lang einem Infraschall-Niveau ausgesetzt, das höher lag als das eines Windparks mit acht Turbinen in weniger als 400 Metern Entfernung vom Wohnhaus. Trotzdem seien die Funktionen des Gehirns und des Herz-Kreislauf-Systems sowie die psychische Gesundheit der Probanden unbeeinflußt geblieben. Die oft von Anwohnern reklamierten Kopfschmerzen und Schlafstörungen seien mit einem negativen Placebo-Effekt zu erklären: Die Sorge vor WTS führe zu Krankheitssymptomen. Der Bundesverband Windenergie sieht sich durch die australische Studie in seiner Ansicht bestätigt, daß Infraschall nur ein „Verschwörungsmythos“ sei (Katapult, 30/23). (ck)
Ältere Deutsche fühlen sich immer länger jung
BERLIN. Je älter Deutsche werden, desto jünger fühlen sie sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Entwicklungspsychologen Markus Wettstein (HU Berlin), die Daten des Deutschen Alterssurvey (DEAS) von 15.000 Erwachsenen ausgewertet hat, die zwischen 1996 und 2020 mehrfach dazu befragt worden sind (Gehirn & Geist, 8/23). Im Durchschnitt empfinden sich die Befragten ab der Lebensmitte um 11,5 Prozent jünger. Mit zunehmendem Alter und über Generationen hinweg steige dieser Effekt und nehme alle zehn Jahre um 1,6 Prozentpunkte zu. Die Menschen altern heute somit subjektiv langsamer als noch 2010 oder 1990. Das Gefühl, länger jung geblieben zu sein, ist bei Frauen stärker als bei Männern, bei Westdeutschen deutlicher als bei Mitteldeutschen ausgeprägt. Dies liege an der angestrebten mentalen Distanz zur eigenen Alterskohorte: Man fühle sich jünger, um Stereotypen über ältere Menschen zu entkommen. (dg)
Erkenntnis
„Die alte grüne Gentechnik basierte darauf, daß Erbgutfragmente ins Pflanzengenom eingeschleust wurden. Crispr-Cas9 dagegen führt zu gezielten Mutationen an einzelnen Erbgutstellen. Mit der Genom-Editierung können Sorten erzeugt werden, die sich nicht von solchen unterscheiden, die mit der Kreuzungszucht entstanden sind. Wenn man diese neue Technik ablehnt, dann stellt man den technischen Züchtungsprozeß über die Qualität und den Nutzen des Endprodukts.“
Urs Niggli, bis 2020 Leiter des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau