© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

Umwelt
Frösche ohne Freunde
Paul Leonhard

In der Käse-Region Franche-Comté werden jährlich zwei Millionen Frösche gefangen und für französische Gerichte zubereitet. „Das überaus zarte Wadenfleisch der Frösche schmeckt beinahe wie das von jungen Hühnern. Es ist zwar etwas fetter und weichlicher, doch ist dies mehr angenehm als widrig“, heißt es in einem alten Kochbuch. In Asien und Afrika werden sie auch „hüpfende Hühnchen“ genannt. Gebratene Froschschenkel gelten auch in Belgien, der Westschweiz und Portugal als Delikatesse. Daher werden jährlich 4.000 bis 5.000 Tonnen Froschschenkel aus Südasien und der Türkei nach Europa eingeführt. Großschenklige Arten wie der Südostasiatische Reisfrosch oder der Chinesische Ochsenfrosch sind besonders gefragt. Die Hauptzutat für das einstige Arme-Leute-Essen kostet pro Kilo zwischen zehn und 60 Euro.

Rational betrachtet sei dieses Fleisch vermutlich das gesündeste Eiweiß, das man sich vorstellen könne.

Für die europäischen Gourmets werden bis zu 200 Millionen Frösche jährlich bei lebendigem Leib die Beine abgeschnitten – wegen dieser Grausamkeit verlangt der Schweizer Tierschutz (STS) ein Importverbot für die Eidgenossenschaft. Auch die internationale Tierrechtsorganisation Peta lehnt „Import, Handel, Verkauf und Verzehr von Froschschenkeln vehement ab“. Der beste Weg, um sie und andere Tiere zu schützen, sei „die Entscheidung für eine tier- und umweltfreundliche vegane Lebensweise“. Das Problem sei nicht der Froschverzehr, sondern daß die Tiere in Massen gesammelt, grausam getötet und zu Billigpreisen nach Europa verfrachtet werden, sagt hingegen die Froschforscherin Annemarie Ohler vom Pariser Naturkundemuseum. Rational betrachtet sei das Fleisch eines Frosches, „der in einem sauberen Bach gelebt und nur Insekten gefressen hat, vermutlich das gesündeste Eiweiß, das man sich vorstellen könne“. Immerhin scheinen sich alle einig zu sein: Diese Amphibien brauchen eine weltweite Lobby. Es ist höchste Zeit, daß Frösche mehr Freunde finden.