© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

Meldungen

k.u.k.-Geheimdienst: Effektiv mit Datenabgleich

WIEN. Geheimdiensthistoriker gehen gemeinhin davon aus, daß der entscheidende Professionalisierungsschub in der Welt der Nachrichtendienste im Laufe des Jahrzehnts vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges einsetzte. Doch das gilt nicht für Österreich-Ungarn. Denn das dortige Evidenzbureau, welches dem k.u.k.-Kriegsministerium geheime Informationen zulieferte und 1850 im Zuge des Ringens mit Preußen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund gegründet worden war, agierte bereits seit den 1880er Jahren auf erstaunlich moderne Weise. Dies ist das Ergebnis der Untersuchungen von Verena Moritz von der Universität Wien, über die der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF am 24. Juli in einer Pressemitteilung berichtete. Das überraschend frühzeitige professionelle Vorgehen resultierte dabei kurioserweise aus Geldmangel, der dazu führte, daß das Evidenzbureau mit zahlreichen anderen Institutionen der Doppelmonarchie wie der Gendarmerie, dem Zoll und dem Grenzschutz kooperieren mußte. Gleichzeitig fand Moritz etliche Hinweise auf eine starke Unterwanderung Österreich-Ungarns durch russische Agenten. Die eigene k.u.k.-Spionageabwehr ließ also im Gegensatz zur datenübergreifenden Informationsbeschaffung zu wünschen übrig. (ts)

 www.fwf.ac.at





Unbekannte mitteliranische Sprache entziffert

KÖLN. In einem riesigen Gebiet Zentral-asiens, welches die heutigen Staaten Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Afghanistan umfaßt, fanden Wissenschaftler seit den 1950er Jahren immer wieder Inschriften aus der Zeit zwischen 200 vor und 700 nach Christi, deren Inhalt zunächst völlig unklar blieb. Jetzt allerdings gelang den drei deutschen Linguisten Svenja Bonmann, Jakob Halfmann und Natalie Korobzow in Kooperation mit dem tadschikischen Archäologen Bobomullo Bobomulloew der langerhoffte Durchbruch. Dieser resultierte aus der Entdeckung von drei mehrsprachigen Inschriften in der Almosi-Schlucht im Nordwesten Tadschikistans sowie im afghanischen Dašt-i Nāwur. Dabei verfuhren die Forscher methodisch genau wie der Franzose Champollion bei der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen, indem sie einen bekannten Herrschernamen – in diesem Fall den des kuschanischen Großkönigs Vima Takto – zum Ausgangspunkt ihrer Ableitung von phonetischen Werten machten (Mitteilung der Universität Köln vom 28. Juli 2023). Nach Ansicht der Forscher wurden in den Inschriften Wörter in einer bislang unbekannten mitteliranischen Sprache festgehalten, welche sie als „eteo-tocharisch“ bezeichneten. (ts)

 www.portal.uni-koeln.de





Erste Sätze

Mein Vater Andrej Petrowitsch Grinjow diente in seiner Jugend unter dem Grafen Münnich und nahm im Jahre 17 .. mit dem Range eines Premiermajors seinen Abschied.

Alexander Sergejewitsch Puschkin: Die Hauptmannstochter, Sankt Petersburg 1836 / Jena 1848





Historisches Kalenderblatt

20. August 1913: Weil der Oppositionsführer György Pallavicini den ungarischen Ministerpräsidenten István Tisza der Zeugenbeeinflussung in einem Ehrengerichtsprozeß bezichtigt hat, duellieren sich die Politiker mit dem Säbel, wobei beide Verletzungen davontragen.