© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

Internationale Entwicklungspolitik ruiniert den Globalen Süden
Marktbasiertes Desaster
(dg)

Im vorigen Jahr geschah mit der Zinserhöhung der US-Notenbank (FED) etwas, was nach Einschätzung der Politologin Frauke Banse (Uni Kassel) als „zweiter Volcker-Schock“ in die Geschichte eingehen dürfte (Blätter für deutsche und internationale Politik, 5/2023). Als der damalige FED-Chef Paul Volcker 1979 die Zinsen zu erhöhen begann, löste er eine globale Schuldenkrise aus, die sich nun wiederholen könnte. Vorboten des nahenden Desasters hätten sich angekündigt, als Ghana und Sri Lanka 2022 ihre Zahlungsunfähigkeit erklärten. Beide Länder verfügen über einen hohen Anteil an finanzmarktbasierten Schulden und müssen zwei Drittel ihrer Steuereinnahmen zu deren Tilgung aufbringen. Für Banse beweist dieser ruinöse Schuldendienst das Scheitern der „marktbasierten Finanzialisierung der Entwicklungspolitik“. Auf Drängen der Weltbank hatten viele Länder des Globalen Südens international handelbare Anleihen ausgegeben, um mit hohen Zinsen private Investoren zur Finanzierung von Infrastruktur, Bildung und Gesundheit anzulocken. Doch das Prinzip Profitabilität kollidierte stets mit Erfordernissen öffentlicher Daseinsvorsorge. Wenn sich nun wegen attraktiverer US-Zinsen der Wertabfluß von Nord nach Süd beschleunige, sei es es höchste Zeit für eine radikale Abkehr vom verfehlten neoliberalen Finanzialisierungssystem. 


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