© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

CD-Kritik: Gerry Cinnamon – Live at Hampden Park
Ein Mann, eine Gitarre
Peter Delarge

Einen Mann mit starkem schottischen Akzent, eine charakteristische Stimme und eine Gitarre: Mehr braucht es nicht, um 100.000 Fans zur Ekstase zu bringen. Äußerst eindrucksvoll beweist das Gerry Cinnamon auf seinem neuen Album „Live at Hampden Park“. Getragen vom Heimvorteil präsentiert der 38jährige darauf die 20 besten Songs seines Repertoires – manchmal gefühlvoll, aber immer für einen Massenchorrefrain zu haben. „Das Publikum ist Teil der Band und die Melodien sind erst vollständig, wenn alle singen“, sagte Cinnamon am Tag der Veröffentlichung. Das Konzept geht auf: Ohne weitere Begleitinstrumente verschmilzt der gutgelaunte Alleinunterhalter mit seinem Publikum zu einer Einheit. In Schottland wird er nicht umsonst wie ein Nationalheld gefeiert. 

Mehr als ein knappes „Here we go again“ muß der Singer-Songwriter also auch nicht von sich geben, um seinen Auftritt im Nationalstadion Hampden Park zu eröffnen. Im Hintergrund leitet ein Bass in Vierteln die kommenden anderthalb Stunden ein, aus dem Publikum ist ein ausdrucksstarkes „Gerry, Gerry, Gerry fucking go“ zu vernehmen. Und der läßt sich das nicht zweimal sagen. Sein Auftritt ist ein Komplettpaket, bestehend aus ruhigen Songs wie „Fortune Favours The Bold“ und flotten Sommerhymnen wie „Sometimes“ – immer spürbar energiegeladen. Auch bisher unveröffentlichtes Material findet sich mit „Sacred“ auf der Platte. Wer also die Mischung aus Akustikfolk und Indie-Rock mag, sollte dem Phänomen von der Insel definitiv eine Chance geben. 

Gerry Cinnamon Live at Hampden Park Little Runaway Records 2023

 www.gerrycinnamonmusic.com