© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

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Vox: Rücktritt sorgt für Irritationen

MADRID. Der EU-Abgeordnete Hermann Tertsch der rechten spanischen Vox-Partei hat Medienberichte zurückgewiesen, die nach dem Rücktritt des bisherigen Vox-Sprechers Iván Espinosa de los Monteros eine Abkehr der Partei von den USA und der Nato prognostizierten. Der Weggang Espinosas habe „überhaupt keinen Einfluß auf die ideologischen Grundsätze und natürlich nicht auf die außenpolitische Ausrichtung“ der Vox, erklärte der Vizepräsident der konservativen EU-Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Die Vox werde auch weiterhin sehr eng mit ihren polnischen Kollegen in der EKR, aber auch „mit unseren engen Kontakten zu republikanischen und konservativen Kreisen in den USA“ kooperieren.  „Ich gebe bekannt, daß ich heute aus persönlichen und familiären Gründen mein Abgeordnetenmandat niederlege“, erklärte Espinosa de los Monteros überraschend am Nachmittag des 8. August. Es sei ein „Privileg“ gewesen, dem spanischen Unterhaus mehr als vier Jahre lang anzugehören und „einen Beitrag zur spanischen Politik geleistet zu haben“. Sein Rücktritt sei eine rein persönliche Angelegenheit. „Meine Eltern sind nicht mehr so jung, meine Kinder sind nicht so alt, und obwohl es ihnen allen gut geht, habe ich mehrere Nächte im Krankenhaus verbracht, um über diese Entscheidung nachzudenken“, sagte Espinosa de los Monteros und versicherte, daß er als Mitglied der Basis weiterarbeiten und der Partei „zur Verfügung stehen“ werde. „Bis bald“, sagte der Vox-Vorsitzende Santiago Abascal zum Abgang des Mannes, der bisher zu seinem harten Kern gehörte. „Das Parlament verliert einen großen Sprecher, aber die Partei behält ein Luxusmitglied, das sicherlich noch viel beizutragen hat“, sagte Abascal und dankte Espinosa de los Monteros für dessen „Engagement“. Via Twitter (X) brachte Abascal seine „Überzeugung“ zum Ausdruck, daß der scheidende Abgeordnete „aktiv“ in der Partei mitarbeiten werde. Doch laut El Mundo hatte Espinosa de los Monteros die Partei verlassen, weil er sich von der derzeitigen Führung entfremdet habe. Dem stimmte die liberale El País zu und erklärte daß die Entfremdung zwischen dem „ultraliberalen“ Espinosa de los Monteros und Abascal daher komme, daß sich letzterer „mit einem Machtzentrum umgeben“ habe, das mit den „fundamentalistischsten Teilen der katholischen Kirche verbunden“ sei. „Der Weggang von Iván Espinosa de los Monteros verändert das Schachbrett der internationalen Beziehungen von Vox. Vox-nahe Quellen sagen eine Abkehr von der Nato und eine Hinwendung zu den Postulaten von Orbán und Meloni voraus“, beschrieb das libertäre Onlinemagazin Vozpopuli die Sachlage. „Die gesundheitlichen Probleme von ihm und seiner Frau sind völlig real. Sie haben viel gelitten. Aber das war für die Medien irrelevant, sie interessierten sich nur für ‘Vox ist am Ende’, ‘Vox sinkt’, ‘Vox wird auseinandergerissen’“, wies der bekannte spanische Kommunikationsunternehmer und ehemalige Regionalabgeordnete der konservativen Partido Popular, Julio Ariza, im Toro TV die Vorwürfe zurück. (ctw)