Angela Merkel mag grün. Damit ist nicht Sympathie für eine politische Bewegung gemeint, sondern die frühere Kanzlerin liebt wallende Ballkleider in grüner Farbe. Bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele wurde sie jetzt zum vierten Mal im grünen Gewand gesehen – so wie schon 2018, 2019 und 2022. Damit der elegante Eindruck nicht durch Falten, Pigmentflecken oder Rötungen im Gesicht gestört wird, schlägt bei solch wichtigen Anlässen die Stunde der Visagisten.
Der Unterschied zwischen Politikern und ebenfalls in Bayreuth gesichteten Filmgrößen wie Maria Furtwängler besteht allerdings darin, daß die Kosten für die Gesichtspflege der Volksvertreter von der Staatskasse übernommen werden. Besonders gut geschminkt setzt sich stets Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Szene. Sie nimmt auf Reisen eine Maskenbildnerin mit. Für diese wurden im Jahr 2022 Kosten in Höhe von 136.500 Euro fällig. Das waren weit mehr, als Kosten im Etat des Kanzleramts von Olaf Scholz anfielen. Für Visagisten und Friseure wurden dort im vergangenen Jahr 39.910 Euro fällig, in diesem Jahr sind es bereits 21.808 Euro.
Merkel, die während ihrer Amtszeit den Eindruck von persönlicher Sparsamkeit und Bescheidenheit zu erwecken suchte, verursacht ähnlich hohe Kosten wie Bundeskanzler Olaf Scholz, wenn es um das Kaschieren von Falten geht. Seit ihrem Ausscheiden aus dem Amt wurden bisher 55.000 Euro für Merkels Styling fällig, die die Ex-Kanzlerin nicht etwa von ihrer üppigen Pension bezahlt, sondern dem Bundeshaushalt in Rechnung gestellt werden.
Die Bundesregierung hatte sich lange schützend vor die Altkanzlerin gestellt und unter Hinweis „Geschäftsgeheimnisse“ der Visagistin Angaben zu deren Kosten verweigert. Erst nach Bekanntwerden der hohen Kosten für die im Stil einer Hollywood-Größe auftretenden Außenministerin und massivem öffentlichen Druck rückte das Kanzleramt mit den Kosten für Merkel heraus. Rund 3.000 Euro kostet der Visagisten-Service für die Ex-Kanzlerin Monat pro Monat. Der Bund der Steuerzahler fordert ein Ende des Schminkens auf Kosten der Staatskasse. Bescheidenheit und Rücksicht auf die Steuerzahler ließ Merkel auch in anderer Hinsicht nicht erkennen. Sie ließ sich nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt ein Ruhestandsbüro mit Mitarbeitern einrichten, von denen zwei ein monatliches Grundgehalt von rund 10.500 Euro erhalten.
In Bayreuth traf Merkel EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch sie pflegt Dienste von Visagisten in Anspruch zu nehmen. Von Ende 2019 bis 2023 habe die EU-Kommission für Fotografen und Visagisten rund 2,75 Millionen Euro ausgegeben, wurde mitgeteilt. Fotos von den auf Hochglanz gebrachten und abgelichteten Kommissaren würden über die Arbeit der Kommission informieren und Transparenz gewährleisten, so Haushaltskommissar Johannes Hahn. Dabei hat die Glitzerwelt der Promis wie in Bayreuth nichts mit Transparenz zu tun. Im Gegenteil: Erzeugt wird eine Scheinrealität.