© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/23 / 18. August 2023

„Es wird Personenschutz erwogen“
Interview: Hessens AfD-Spitzenkandidat Robert Lambrou ist wegen des Gewaltaufrufs der Antifa alarmiert
Christian Vollradt

Herr Lambrou, haben die jüngsten Drohungen von Linksextremisten gegen Sie und die weiteren Kandidaten der AfD bereits erste Auswirkungen gehabt, sind Ihnen aktuell schon neue Übergriffe bekannt geworden?

Lambrou: Das Landeskriminalamt hat die betroffenen Kandidaten besucht, über die Bedrohungslage informiert und Sicherheitstips gegeben. Anschläge auf Häuser und Autos von AfD-Mitgliedern gab es in Hessen in den vergangenen Jahren bereits einige. Im Zusammenhang mit dem jüngsten Gewaltaufruf der Antifa gegen die AfD ist bisher nichts passiert. 

Wie haben Sie, wie haben die anderen Betroffenen reagiert? Verunsichern solche Ankündigungen eher – oder motiviert das umgekehrt sogar noch, nach dem Motto: jetzt erst recht?

Lambrou: Gerade die Parteimitglieder, die bereits von Anschlägen betroffen waren und Familie haben, machen sich große Sorgen um ihre Angehörigen und sich. Es gibt aber auch manche, die sich sagen: jetzt erst recht. Worin alle gleich reagieren, ist, daß sie ein entschiedenes Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen die Androhung von Gewalt gegen uns als Teil der demokratischen Willensbildung erwarten. 

Wahlkampf unter Polizeischutz ist nicht die optimale Voraussetzung, um ins Gespräch mit den Bürgern zu kommen. Welche praktischen Auswirkungen haben diese Maßnahmen für die Partei?

Lambrou: Viele AfD-Mitglieder sind es bereits seit Jahren gewohnt, daß ohne Polizeischutz kein Parteitag und einige andere Veranstaltungen gar nicht erst stattfinden können. Das sind Zustände, die sich viele andere Parteien kaum vorstellen können. Bei uns ist es oft traurige Normalität. Angesichts dieser durch die Gewaltandrohung der Antifa zugespitzten Sicherheitslage steht die Frage im Raum, ob es Personenschutz für die Kandidaten geben wird. 

Haben Sie die zurückhaltenden Reaktionen und Verurteilungen dieser Antifa-Aktion durch Ihre politischen Mitbewerber enttäuscht, hätten Sie sich da – über Parteigrenzen hinweg und trotz aller harten inhaltlichen Auseinandersetzungen – mehr Solidarität erhofft?

Lambrou: Sowohl das Bundesinnenministerium als auch der hessische Innenminister Peter Beuth sowie der hessische Justizminister Roman Poseck haben in Stellungnahmen diese Aktion verurteilt. Vom Bundesinnenministerium hat sich leider nur ein Sprecher und nicht Nancy Faeser selbst geäußert. Angesichts der Tragweite dieses Gewaltaufrufs gegen Politiker wundern wir uns, ob ihr das nicht wichtig genug ist. Jetzt bleibt abzuwarten, ob das pflichtschuldige Worthülsen sind oder ob sich die Minister tatkräftig dafür einsetzen, daß die Ermittlungen gegen die Verantwortlichen nicht ins Leere laufen. 






Robert Lambrou ist einer der beiden Landesvorsitzenden der AfD Hessen und Spitzenkandidat der Partei bei der Landtagswahl am 8. Oktober.