© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/23 / 11. August 2023

Leserbriefe

Zu: „Die Union muß sich abgrenzen“ von Kurt Zach, JF 32/23

Welche Brandmauer?

Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit ihrem Alleingang der Grenzöffnung 2015 ein wirksames Konjunkturprogramm für die AfD geliefert. Die Partei lag davor lediglich bei gut 4 Prozent. Merkel sorgte dafür, daß die AfD in alle Länderparlamente kam. Die aktuelle Ampel-Koalition setzte durch ihre Unfähigkeit dieses Konjunkturprogramm fort. Inzwischen erreicht die AfD bei den Umfragen bis zu 22 Prozent – Tendenz steigend. Angela Merkel hat mit ihrer Anordnung vom Februar 2020 „diese Wahl muß rückgängig gemacht werden“ den Kommunisten Bodo Ramelow als Ministerpräsident einer von der CDU tolerierten Minderheitsregierung in Thüringen wieder eingesetzt. Das Bundesverfassungsgericht hat nach Jahren geurteilt: Die Äußerungen von Angela Merkel zur Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen waren verfassungswidrig! Und die Konsequenzen? Keine! Der CSU-Wendehals Markus Söder hat Merkel zuletzt sogar noch mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. 

Und welche Brandmauer soll Friedrich Merz (CDU) beschädigt haben? Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, hat 2020 nach eigenen Angaben den Landtagsvizepräsidenten der AfD, Michael Kaufmann, mitgewählt. „Ich habe mich sehr grundsätzlich entschieden, auch mit meiner Stimme den Weg frei zu machen für die parlamentarische Teilhabe, die jeder Fraktion zugebilligt werden muß“, sagte damals Ramelow der Thüringer Allgemeinen. In Hildburghausen stimmte kürzlich die SPD zusammen mit der AfD für die Abwahl des linken Bürgermeisters Tilo Kummer. Und die von CDU/CSU beschlossene Abschottung gegen Links gibt es in der Realität auch nicht. 

Beispielhaft ist auch die Personalie Barbara Bor­chardt (Die Linke). Von Manuela Schwesig (SPD) wurde sie in das Landesverfassungsgericht von Mecklenburg-Vorpommern gehievt. Borchardt ist Mitbegründerin der „Antikapitalistischen Linken“ (AKL), einer Plattform in jener Partei, die bei Borchardts Eintritt 1976 noch als DDR-Staatspartei SED firmierte. Der Verfassungsschutz ordnet die AKL dem Linksextremismus zu, weil sie die „Überwindung der bestehenden Gesellschaftsordnung“ anstrebt. Eine Richterrobe hat Borchardt nie getragen, als fachliche Qualifikation dient ihr ein kümmerliches Fernstudium an einer SED-Kaderschmiede. Im Landtag, der sie mit Zweidrittelmehrheit gewählt hat, blieb sie beim Gedenken an die Mauertoten demonstrativ sitzen. Erstmals gehört nun eine Richterin mit verfassungswidrigem Hintergrund einem Verfassungsgericht an. Möglich geworden durch einen gemeinsamen Wahlvorschlag von SPD, Linke und CDU.

Horst Hermannsen, Egling an der Paar





Die „Abrißbirne“ in die Union tragen

Andrea Nahles hat die Weichenstellung des rot-grünen Schröder-Fischer-Neoliberalismus etikettiert, indem sie Schröder als „Abrißbirne“ bezeichnet hat. Merkel hat dieses destruktive Prinzip perfektioniert. Vollends erblüht dieser Pozeß nun unter der Regie der Berliner Ampel und in zahlreichen Landesregierungen, die die Wünsche der grünen Lobbyisten-Partei erfüllen, darunter auch Ministerpräsidenten der CDU. CDU-Chef Friedrich Merz, der von den Mitgliedern ausgewählt wurde zur Rettung der CDU, versuchte es mit „gutem Zureden“ gegenüber den Merkel-Grünen seiner Partei. Doch mit solchen Unverschämtheiten aus den eigenen Reihen (wie etwa Herrn Wüst) hat er wohl nicht gerechnet. 

Die mögliche Irritation würde ganz gewiß sehr schnell verschwinden, bliebe es nicht nur bei Äußerungen wie „kleine Paschas“ und „Sozialtourismus“, sondern wenn er auch zu diesen Formulierungen stehen und das in die Tat umsetzen würde, was er als sein Ziel bezeichnet hat zur Verringerung der AfD-Wähler: die Hinführung seiner Partei auf deren Substanz als Alternative zur Politik Merkels und zum Ampel-Getue. 

Der grundlegende erste Schritt bestünde in der Kennzeichnung Merkels als „die Abrißbirne Deutschlands“ vor dem Hintergrund des wiederholten Verfassungsbruchs, des Vertragsbruchs, des Bruchs ihres Amtseides. Das hätte zwar unkalkulierbare Folgewirkungen für die Union, würde aber einen marktwirtschaftlichen Neuanfang ermöglichen anstelle von Öko-Sozialismus und praktizierter Förderung der Ochlokratie von Big Fin, Big Tech, Big Pharma, Big Med usw. mit ihren demokratie­fernen NGOs und Stiftungen. Was dann bei der AfD geschieht, wird diese CDU mit beeinflussen.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein






Zu: „AfD und Demokratie / Autoritäre Phantasien“ von Thorsten Hinz, JF 30-31/23

Angriffe der Antifa-Jugend in Würzburg

Es ist der 21. Juli und ich fühlte, daß es wichtig sei, die für heute angekündigte AfD-Wahlveranstaltung auf dem unteren Markt zu Würzburg aufzusuchen. Die Veranstaltung wurde begleitet von haßerfüllten Parolen seitens der „Omas gegen Rechts“, „Grünen Jugend“, Linken und der Antifa. Diese Gruppen waren so laut, daß die Ansprachen der AfD kaum zu verstehen waren. Gegen Ende der Veranstaltung fing es zu regnen an, die AfD-Leute packten rasch ihre Sachen und gingen schnellstens davon, ebenso die Polizisten, die Passanten und fast alle Gegendemonstranten. Es blieben fünf Gestalten, ein langes rotes Tuch in ihren Händen haltend, sowie eine schon etwas ältere Dame (offenbar AfD-Anhängerin, mit Schirm auf einer Bank sitzend) und ich. 

Die fünf Gestalten kamen auf die sitzende Dame zu und belästigten sie mit üblen Worten. Immer wieder ließ einer seine Hand von dem Tuch los, ergriff den Schirm der Frau und warf ihn weg. Natürlich brachte ich den Schirm jedesmal zurück. Es wurde immer brenzliger. So folgten symbolische Schläge, die ich abwehrte. Es wurde ernst. Zum Glück hatten die Angreifer zu tun, ihr Tuch nicht fallenzulassen. Nun redete ich ununterbrochen auf diese ein, damit sie nicht auf die Idee kamen, ihr Tuch fallen zu lassen. Währenddessen hörte ich von ihnen, daß sie „diese Frau zusammenschlagen dürfen, da sie ja zur AfD gehört.“ Das dürften sie „auch bei einer älteren Frau.“ Sind das nicht bürgerkriegsähnliche Zustände?

Oskar Schmitt, Rimpar






Zu: „Leg doch mal ʼnen Zahn zu“ von Johann Wiegels, JF 30-31/23

Den entscheidenden Punkt verfehlt

Ich freue mich immer über die kulturhistorischen Artikel in der JUNGEN FREIHEIT, so auch über diesen sehr interessanten zur Geschichte der Küche. Nur haben Sie – wahrscheinlich, weil der Ausgangspunkt ein Küchenmuseum ist – den entscheidenden Punkt in der Entwicklung verfehlt: Der Herd hat heute seine Bedeutung fast ganz verloren. Der heutige Mittelpunkt des Hauses und des Familienlebens ist: der Kühlschrank! Was gibt’s heut zu essen? Die Kinder (falls vorhanden) rennen zum Kühlschrank. Die Jugendlichen greifen sich eine Tiefkühlpizza und stellen sie in die Mikrowelle. Wochentags hat niemand mehr die Energie zu kochen, und am Wochenende ist die Zeit zum Kochen vielleicht doch zu schade, denkt man. Vermutlich können viele Menschen gar nicht mehr wirklich kochen und sind darauf angewiesen, einen guten Lieferdienst zu haben und gute Restaurants zu kennen. Und ein Mann, der sich eine Frau wünscht, die kochen kann, wird das tunlichst nicht laut sagen. Der Herd ist sogar Teil eines Schimpfwortes geworden: „Heimchen am Herd“. Wenn die Küche – gemeint ist historich immer mit Herd – die Seele des Hauses ist, wärmend und nährend, was für eine seelische Kälte haben wir heute?

Jacqueline A. Henley, Stuttgart






Zum Leserbrief: „Beispielhaft: US-Diplomat Vernon Walters“ von Werner Richter, JF 30-31/23

Ehrenbezeugung aus Neuseeland

In Ergänzung dessen, was US-Diplomat Vernon Walters über die Soldaten der Wehrmacht berichtet hat, folgend die Aussage eines Neuseeländers im Juni 1970 auf der Südinsel Neuseelands mir gegenüber: Er habe im Zweiten Weltkrieg auch gegen die Deutschen gekämpft. Meine Gegenfrage: Wo? Seine Antwort: In Monte Cassino. Daraufhin mein Hinweis: Mein Musiklehrer und Chorleiter sei auch in Monte Cassino gewesen, bei den Fallschirmjägern. Darauf er: Dies sei die 1. Fallschirmjäger-Division gewesen; sie seien „great soldiers“ gewesen: „Wann immer wir die weiße Flagge gehißt hatten, um Verwundete zu bergen, hatten die Deutschen sofort das Feuer eingestellt.“

Prof. Dr. Wilhelm Lutz, Eschborn






Zu: „Dann brach die Hölle los“ von Ronald Berthold, JF 30-31/23

Vom Spielbetrieb ausschließen

Der Verfall der Sitten auf dem Fußballplatz wie auch in anderen Bereichen ist ebenso erschütternd wie die Reaktion der Verantwortlichen darauf. Eine Mannschaft, die handgreiflich wird, gehört auf Dauer vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Die getroffenen Maßnahmen zeugen von dem, was Arnulf Baring bereits 2012 (im „Alpha-Forum“ des Bayerischen Rundfunks) die auf allen Ebenen um sich greifende „Leisetreterei“ genannt hat. Klare Prinzipien gibt es nicht mehr, jeder kann machen, was er will. Dazu braucht es im übrigen kein Sportgericht. Wenn die Vereine noch einen Funken Selbstachtung haben, sollten sie sich verabreden und gegen dieses Gesindel nicht mehr antreten. Sollen sie sich doch am besten mit ihresgleichen prügeln. Dazu könnte man eine parallele Spielklasse einführen, in welche die versetzt werden, die einmal negativ aufgefallen sind.

Marieluise Spengler, Gauting






Zum Schwerpunktthema: „Welche Helden hat unsere Armee?“, JF 29/23

Heldenhafte Rolle von Erwin Rommel

Im Interview mit Militärhistoriker Thomas Vogel hätte Generalfeldmarschall Erwin Rommel stärker hervorgehoben werden können. Im vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Singen am Hohentwiel, heute Potsdam) herausgegebenen Werk „Aufstand des Gewissens – Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime“, 3. durchges. Auflage 1987 ist zu lesen, daß Rommel als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B am 15. Juli 1944 in einer Denkschrift an Hitler die katastrophale Lage an der Westfront dargestellt und damit die ultimative Forderung nach einer unverzüglichen Beendigung des Krieges im Westen verbunden hatte (s.S. 151 a.a.O.). Das zeugte m.E. in der damaligen Diktatur von einem ungeheuren Mut und war einmalig in der seinerzeitigen Generalität. 

Mündlichen Überlieferungen zufolge – schriftliche Belege gibt es verständlicherweise nicht – soll Rommel im vertrauten Kreise sinngermäß geäußert haben, „wir geben Hitler jetzt die letzte Chance, wenn er die nicht ergreift, schlagen wir zu“. Als Mann der offenen Feldschlacht war ein Sprengstoff-Attentat nicht nach seinem Geschmack. Vielmehr wollte der kühne Feldmarschall mit Hilfe ihm treu ergebener Eliteverbände von SS und Wehrmacht Hitler verhaften lassen und vor ein deutsches Gericht stellen lassen. Das hätte sozusagen zur Selbstreinigung des deutschen Volkes beitragen und aller Welt unsägliches Leid ersparen können. 

Anders als Graf Stauffenberg und seine Mitverschwörer hätte sich Rommel auf eine geballte militärische Streitmacht stützen können. Demnach standen wohl die Kommandierenden Generäle der Waffen-SS Sepp Dietrich, Hausser, Felix Steiner, Wilhelm Bittrich und der Wehrmachts-General der Panzertruppe Eberhard mit ihren Elite-Divisionen sowie dem I. und II. SS-Panzerkorps hinter einer von Rommel  – aber eben nur von ihm – geführten Aktion (s. auch Seiten 475 ff. a.a.O). Gegen diese Streitmacht hätten Hitler und seine Spießgesellen keine Chance gehabt, zumal Rommel sich ohnedies bei der gesamten damaligen Wehrmacht unbeschreiblicher Beliebtheit erfreute. Aber Rommels schwere Verwundung durch einen britischen Tiefflieger-Angriff bei der Rückfahrt von einem Frontbesuch am 17. Juli 1944 – also zwei Tage nach seinem Ultimatum an Hitler (und drei Tage vor dem Stauffenberg-Attentat) – machte diese letzte Hoffnung Deutschlands leider zunichte, da die Umsturz-Bereitschaft der genannten Generäle ausschließlich von der Person des Generalfeldmarschalls abhing. Der Massenmörder und Staatsverbrecher Adolf Hitler erfuhr wohl von Rommels entschlossenen und konkreten Umsturzplänen und ließ diesen leuchtenden Stern in Deutschlands dunkelster Zeit durch Nötigung zum Selbstmord am 14. Oktober 1944 umbringen.

Manfred Schmidt, Baldham






Zu: „Angst vor der Rechten“ von Karlheinz Weißmann, JF 28/23

Linkes Ding oder Ungleichbehandlung

Das Hauptübel in der politischen Debatte der in Deutschland etablierten Parteien und Medien ist es, zwischen „rechts“ und „rechtsextrem“ nicht zu unterscheiden, aber zwischen „links“ und „linksextrem“. Die politische Mitte wird als links definiert, ohne Rücksicht darauf, daß es in einer pluralistischen Demokratie eine linke und eine rechte Mitte gibt, die sich jeweils vom Links- und Rechtsextremismus abgrenzt. Außerdem wird der Rechtsextremismus als „größte Gefahr“ angesehen, obwohl die nackten Zahlen des Verfassungsschutzes das nicht hergeben. Dadurch wird die Gefahr durch Linksextremismus und Islamismus verharmlost. Obwohl der Verfassungsschutz belegt, daß die Linkspartei extremistische Organisationen (zum Beispiel Kommunistische Plattform) als Mitglieder duldet, wird nur die AfD wegen extremistischer Mitglieder kritisiert, während die Linkspartei als Koalitionspartner akzeptiert wird.

Dr. Wolfram Ender, Eschershausen