© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/23 / 11. August 2023

Nicht Migration bedroht Europa, sondern deren Verhinderung
„Faschismus des Herzens“
(dg)

Während die seit 2015 anhaltende, aktuell neuen Höchstständen zustrebende Masseneinwanderung das bundesdeutsche Gemeinwesen mit nie dagewesener Wucht destabilisiert, drehen Migrationsforscher wie der Politologe Volker M. Heins (Frankfurt/M.) und der Historiker Frank Wolff (Osnabrück) das Verhältnis von Ursache und Wirkung einfach um: Nicht der Zustrom von Millionen Orientalen und Afrikanern bedrohe Europas „offene Gesellschaften und liberale Demokratien“, sondern schon die geringsten Anstrengungen, zu deren „paranoider, hochgradig destruktiver Abwehr“ eine „Festung Europa“ zu bauen. Deshalb mahnen Heins und Wolff, in der „Aufnahmebereitschaft“ nicht nachzulassen. Denn politische, ökonomische und sozialpsychologische Verwerfungen würden nicht durch den Einstrom von Fremden ausgelöst, da europäische Gesellschaften „sehr wohl in der Lage sind, mit hohen Zahlen von Migranten konstruktiv umzugehen“ (Blätter für deutsche und internationale Politik, 7/2023). Die eigentliche Gefahr gehe vielmehr von gegen Migranten verübter „Gewalt an der Grenze, von Grausamkeit und Rechtsbrüchen“ aus. Denn diese Gewalt strahle nach innen aus, fördere ein falsches Bedrohungsgefühl in der Bevölkerung und führe mit der „Verrohung der zivilen Alltagsmoral“ letztlich zum „Faschismus des Herzens“. 


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