© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/23 / 11. August 2023

Die Oma muß wieder her!
Kino II: In dem neuen Eberhofer-Klamaukkrimi dreht sich alles um ein tödliches „Rehragout-Rendezvous“
Dietmar Mehrens

Als die Oma (Enzi Fuchs) der Familie von Provinzpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) ein Rehragout nach dem Rezept der Mooshammer-Liesl serviert, kann niemand ahnen, daß das so eine Art Henkersmahlzeit sein soll: Die Oma schickt sich mit diesem schmackhaften Mahl nämlich formell selbst in Rente. Die Familie müsse endlich lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Bald versinken Haus und Hof im Chaos. Selbst das Hundefutter wird knapp. Und alle sind sich einig: „Die Oma muß wieder her!“ Doch die will jetzt erst mal Führerschein machen. Selbst ist die Oma: Sie möchte endlich auf eigenen Beinen stehen beziehungsweise auf eigenen Reifen kurven. 

Nicht mehr auf seinen eigenen Beinen stehen und auch nicht kurven kann unterdessen der Bürgermeister von Niederkaltenkirchen. Er ist beim Skiurlaub in den Rocky Mountains verunglückt und kürt kurzerhand Schreibkraft Susi (Lisa Maria Potthoff), Eberhofers ehrgeiziges Eheweib, zur Stellvertreterin. Der steigt das neue Amt prompt zu Kopf. Statt sich an Omas Stelle an den Herd zu stellen, will sie Niederkaltenkirchen ein neues public image verleihen: Der Kreisverkehr am Ortseingang soll zum Weltkulturerbe aufgemotzt werden. Das erstarkte Weib an seiner Seite wirkt sich verheerend auf die Libido des Dorfsheriffs aus, was der Film zum Anlaß für einige seiner niveauärmeren Witzchen macht.

Karikatur der neuen deutschen Sprachpanscherszene

Ach ja, ein Mordfall muß natürlich auch wieder aufgeklärt werden. Eberhofers bester Freund Rudi (Simon Schwarz) mischt da wieder mit – als privater Ermittler. Erste Spur: ein herrenloses Ohr. Das liegt auf einem Niederkaltenkirchener Acker, wo eine Krähe es erbeutet. Die wird dann Opfer eines tragischen Autounfalls. Und eine DNA-Analyse ergibt: Das Ohr gehört zum Vermißtenfall Steckenbiller, den Eberhofer bisher eher stiefmütterlich behandelt hat, was sich nun natürlich ändert. Und siehe da: Die Spur führt ausgerechnet zur Mooshammer-Liesl (Eva Mattes), der Urheberin des Rehragout-Rezepts. Hatte die begnadete Köchin ein Rendezvous, das tödlich endete? Auf jeden Fall hat sie ein Motiv für die Bluttat.

Spätestens als „Tatort“-Kommissare zu singen anfingen, war klar: Krimi und Klamauk können durchaus fruchtbare Verbindungen eingehen. Dieses Rezept kommt auch in den Eberhofer-Krimis der Oberammergauerin Rita Falk zur Anwendung. Jedes Jahr ködert die Verfilmung eines Falls aus dem bayerischen Niederkaltenkirchen die Kinozuschauer, und die beißen willig an. „Sauerkrautkoma“, „Leberkäsjunkie“ und „Kaiserschmarrndrama“ lockten jeweils über eine Million Zuschauer ins Kino. Nach „Guglhupfgeschwader“ vor genau einem Jahr gehen die Provinzpolizeipeinlichkeiten in Serie nun in die neunte Runde. Die Masche ist bekannt: viel Klamauk, wenig Krimi, Spannung: Fehlanzeige. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern der Erfolgsreihe sowie einem prominenten Gast: Regierungskritikerin Monika Gruber. 

Selbstverständlich darf auch das „Rehrücken-Ragout“-Rezept nicht auf diverse Zutaten verzichten, die die rot-grüne Volksvielfaltsfibel vorschreibt. Schließlich muß das Ergebnis vor allem Buntheitskommissarin Claudia Roth munden, die über Fördergelder wacht. Die ARD-Degeto-Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk bekam Geld von der Filmförderanstalt und dem Deutschen Filmförderfonds. Das hat Regisseur Ed Herzog, der gemeinsam mit Stefan Betz wieder das Drehbuch verfaßt hat, allerdings nicht daran hindern können, Susi mit ihrem hingestolperten Genderdeutsch und ihren „oarschbeknackt’n“ Anglizismen bei der Eröffnung des neu gestalteten Kreisverkehrs zur Karikatur der neuen deutschen Sprachpanscher-szene zu machen und „saub‘schissene“ grüne New-Age-Okkultisten kräftig zu „veroarschen“: Nachdem seine Freunde ihn zu einem „Man’s Energy Day“ bei einem Esoterik-Guru überredet haben – Männer seien bekanntlich Kinder der Sonne und Frauen Kinder der Erde –, soll der Eberhofer-Franz in der freien Natur seine weibliche Seite freilegen. Am Ende triumphieren jedoch urbayerische Jagdinstinkte.

Es gibt also auch im neunten Film der Eberhofer-Reihe wieder jede Menge zu lachen. Jedenfalls für alle, die im klimagerecht und identitätspolitisch korrekt eingestellten Schonwaschgang des staatlich geprüften gesellschaftlichen Diskurses Ironie noch nicht verlernt haben.


Kinostart ist am 10. August 2023