In Zeiten des großen Zeitschriftensterbens – allein Bertelsmann, der neue Eigentümer von Gruner + Jahr, stellt dieses Jahr über 20 Titel ein – ein neues Magazin auf den Markt zu bringen ist ein ambitioniertes Unterfangen. Das „Pionierprojekt“ heißt in neumodischer Kleinschreibung human und hat sich ein zukunftsträchtiges Sujet auserkoren: Künstliche Intelligenz. Chefredakteurin ist die promovierte Philosophin und Buchautorin Rebekka Reinhard (50), zuletzt Vize-Chefin der inzwischen eingestellten Philosophiezeitschrift Hohe Luft. In ihrem Editorial schreibt sie, das Magazin sei eine „Plattform für grundsätzliche Orientierung, verständliche Wissensvermittlung und praktischen Nutzwert rund um das Thema Mensch und KI“. Das Heft umfaßt 98 Seiten und ist klassisch gegliedert in die Ressorts Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Wissen und Kultur.
Im Wirtschaftsteil geht es um Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt, auf Führungsmodelle, Entscheidungsverfahren und Automatisierungsprozesse. Weitere Beiträge in diesem Sektor sind der Finanz- und der Gesundheitsbranche gewidmet („Doktor KI wird es schon wissen!“) Ein Sonderteil versammelt internationale Standpunkte und Einschätzungen von zumeist Wissenschaftlern zur KI-Welt von morgen. Sie reichen von Allgemeinplätzen bis zu konkreten Prognosen wie: „Künftig werden Smartphones verschwinden. Sie werden in unseren Brillen stecken.“
Das Politikressort widmet sich unter anderem der Angst vor menschlichem Kontrollverlust durch Künstliche Intelligenz sowie dem Einsatz von KI-gestützten Drohnen und anderer Waffensysteme in der Kriegsführung. Zu der Vorstellung von einer übermenschlichen Superintelligenz, die an die Stelle von Gott trete, erklärt der ehemalige Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Gerd Gigerenzer, im Interview: Bis zu deren Ankunft solle man „deren Propheten gehorchen und seine persönlichen Daten folgsam den Techfirmen übergeben, so wie man in der Beichte ja auch seine Sünden abliefert. (…) Diese Botschaft soll die Überwachung und Manipulation unseres Verhaltens durch Firmen und Staaten rechtfertigen, von China bis zu den USA.“
Auf einer Doppelseite erklärt Thomas Vašek, ehemals Hohe Luft-Chefredakteur, wie ChatGPT, ein auf Künstlicher Intelligenz beruhendes sprach- und textbasiertes Dialogsystem, funktioniert. Zudem befragt er das Sprachmodell GPT-4 über menschliche und künstliche Intelligenz („Ich verstehe Ihre Fragen durch Mustererkennung und maschinelles Lernen“).
Das nächste Heft soll voraussichtlich Mitte November erscheinen; ab 2024 dann vierteljährlich.
Kontakt: Holderstock Media GmbH, Seidlstraße 26, 80335 München. Das Heft kostet 12,80 Euro.