Als ich zehn Jahre alt war, wechselte mein großes Idol nach Saudi-Arabien. Erich Beer, den alle nur „Ete“ riefen, verließ meine klamme Hertha und heuerte in Dschidda an. Der Orient war für mich eine phantastische Welt, die ich aus dem kleinen Muck und von Karl May kannte und verklärte. „Etes“ Transfer war 1979 eine Sensation. Im Sportteil der Tageszeitung, die meine Eltern abonniert hatten, las ich, daß Ladendieben die Hand abgehackt werde und Biertrinker Peitschenhiebe bekommen. Für mich als Kind ein Abenteuer.
Heute kennen wir die Scharia alle. Und Transfers nach Saudi-Arabien sind normal geworden. Die Scheichs werfen mit Geld um sich. Als Ex-Weltfußballer Cristiano Ronaldo im Januar auf die Arabische Halbinsel wechselte, lächelten noch viele und meinten, er lasse seine Karriere, zugeschüttet mit viel Geld, ausklingen. Ich gehörte auch dazu. Aber Ronaldo war wieder mal ein Trendsetter.
Nun holen sich die Saudis einen Promi nach dem anderen. Der beim FC Bayern gescheiterte Ex-Weltstar Mané geht für 30 Millionen Euro zum Ronaldo-Klub Al-Nassr. Und der algerische ManCity-Stürmer Riyad Mahrez, der 2017 knapp 70 Millionen Euro kostete, geht nun für die Hälfte in die saudi-arabische Profiliga zu Al-Ahli. Bereits zuvor verpflichtete der Klub Edouard Mendy (Chelsea) und Roberto Firmino (Liverpool). Und nun geht auch noch der deutsche Trainer von RB Salzburg, Matthias Jaissle, dorthin. Zwei Tage vor Saisonstart strich er in Österreich die Segel.
Ich frage mich, was die Saudis wollen. Wird das eine neue Operettenliga? Oder geht es vielleicht doch um eine von der Fifa angedachte, aber angeblich wieder verworfene „World-League“?