© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

Haltungsnote
„Eine Schande“
Gil Barkei

Bei so manchem ARD-Dagobert scheinen beim Bad im Gebührengold die Sicherungen durchzubrennen. Als der stellvertretende Vorsitzende der Bundespolizeigewerkschaft, Manuel Osterman, auf Twitter meint, „vieles richtig“ gemacht zu haben, weil der „führende Genosse der SED-Nachfolgepartei“, Bodo Ramelow, ihn blockiert habe, greift SWR-Mitarbeiter Stephan Anpalagan gratismutig zur „Nazi“-Keule. Stumpfer, abgedroschener, aber auch dreister geht’s kaum mehr. „Vielleicht sollte ein Mitglied der Gestapo-Nachfolgeorganisation kleine Brötchen backen“, zwitschert der Moderator des Podcasts „Gegen jede Überzeugung“ auf Ostermann ein. 

Dieser fragt fassungslos „Laufen Sie noch richtig in der Spur?“ und erstattet Strafanzeige. Die Polizeien der Länder und des Bundes mit Hitlers Geheimer Staatspolizei gleichzusetzen, geht auch dem Chef der Bundespolizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, zu weit und sei „eine Schande für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ sowie „symbolhaft für die Qualität dieser Sender“. Gegenüber Nius fordert er „eine umfangreiche, öffentliche Positionierung“ von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). „Jeder Bundespolizist wäre für eine solche Aussage während des Dienstes sofort aus dem Dienst entfernt worden.“ Den Verein Unabhängige in der Polizei hatte Anpalagan schon vor zwei Jahren als „NSU 3.0“ diffamiert. Eine Reaktion der Behörden sei trotz Anzeige laut des Berufsverbands beschämenderweise ausgeblieben.