© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

Zeitschriftenkritik: Crisis
Störung der Schöpfungsordnung
Werner Olles

Von Nietzsche, dem Pastorensohn, der mehr vom Bösen wußte, als die meisten Philosophen seiner Zeit, stammt die Erkenntnis: „Die Wüste wächst. Wehe denen, die eine Wüste in sich selbst verbergen.“ Und so hat das Böse auch keine sozialen Ursachen, wie linke Lügen behaupten, sondern beruht auf menschlicher Entscheidungskraft.

Das vierteljährlich erscheinende Journal für christliche Kultur Crisis befaßt sich in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 5, Sommer 2023) ausführlich mit dem Thema „Körper – Seele – Geist“. In ihrem Editorial weist die Redaktion darauf hin, daß die fortdauernde Störung der Schöpfungsordnung – angefangen beim Sündenfall bis zu vom Nihilismus, Relativismus und Hedonismus kolonisierten Menschen der Postmoderne – zu dem führe, was man im allgemeinen als „Krankheit“ bezeichne. So beschreibt Beile Ratut in ihrem Beitrag „Vom Umgang mit der Krankheit“, wie heute die Wirtschaft bestimme, was „Gesundheit“ ist, dabei jedoch nicht der ganzheitliche Mensch gemeint sei, sondern allein seine Arbeitskraft. Zudem erlebe man besonders beim Umgang mit psychisch „Auffälligen“ die ganze Hilflosigkeit einer individualisierten, atomisierten und gottlosen Gesellschaft.

Über „Todesangst und Gottesfurcht“ in einer „Plan-dämonisierten Gesellschaft und Entseelung“ schreibt der Philosoph Peter U. Trappe. Die „atheistisch-materielle Welt“ überbiete sich zwar darin, „dem Tod doch noch irgendwie von der Schippe zu springen“, stehe aber den Cyber-Ingenieuren (Yuval Harari: „Der Mensch als hackbares Wesen“) gleichgültig bis hilflos gegenüber. Diese „unvorstellbare Bösartigkeit“ werde jedoch von der egomanischen Gesellschaft des Westens nicht als Schock-Potential erkannt, da diese allein den physischen Tod fürchte.

Eine christliche Sichtweise auf die umstrittene Organtransplantation stellt der Theologe Nicolae Robert Geisler vor. Die Frage „Sind Hirntote wirklich tot?“ kann jedoch nach Aussagen von renommierten Hirnforschern, Neurologen, Philosophen, Transplantations-Medizinern und der Gesellschaft „Kritische Aufklärung über Organtransplantation“ eindeutig verneint werden. Das Hirntod-Kriterium hält daher christlichen Maßstäben in keiner Weise stand: „Niemand kann wissen, was noch in der Seele eines hirntoten Patienten vorgeht, die Medizin kann noch nicht einmal mit Gewißheit sagen, was sich in seinem Gehirn abspielt.“ Die Organentnahme muß somit als „utilitaristisches Konzept und nicht mit dem Glauben vereinbar“ angesehen werden.

Weitere Beiträge befassen sich mit der „Klimaangst“ (Sascha Rudenko), dem Treffen der G20 in Bali (Edward Limonad) und dem russischen Maler Ilja Glasunow (Gregor Fernbach).

Kontakt: Crisis – Journal für christliche Kultur, Feldstraße 5, D-47669 Wachtendonk. Das Einzelheft kostet 9,50 Euro, ein Jahresabo 80 Euro.

 www.crisis-journal.de