© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

Meldungen

Abkoppelung von China schadet auch den USA

NEW HAVEN. Der US-Ökonom Stephen S. Roach hat vor den wirtschaftlichen Folgen einer Abkoppelung von China gewarnt. Allein der bilaterale Handel zwischen den USA und China – Waren und Dienstleistungen – habe 2022 den Rekordwert von 760,9 Milliarden Dollar erreicht: „Mißt man den Handel am Bruttoinlandsprodukt (BIP), belief er sich auf drei Prozent des US-BIP“, schrieb der Senior Fellow am Jackson Institute for Global Affairs der Universität Yale im Politmagazin Project Syndicate. Und ein Großteil der Importe aus China sei kreditfinanziert: „Die US-Sparquote ist im ersten Quartal 2023 netto auf minus 1,2 Prozent des BIP gesunken, das ist der niedrigste Wert seit der globalen Finanzkrise von 2008 und liegt deutlich unter dem Durchschnitt von 7,6 Prozent im Zeitraum von 1960 bis 2000“, so der langjährige Chefvolkswirt der New Yorker Investmentbank Morgan Stanley. Daher müßten sich die USA im Ausland Geld leihen, um die benötigten Güter zu importieren: „Die für die US-Politik unbequeme Wahrheit ist, daß sich der Ersparnismangel ohne eine Eindämmung des staatlichen Haushaltsdefizits weiter fortsetzen wird. Solange diese makroökonomischen Ungleichgewichte bestehen, lassen sich die Handelsprobleme nicht durch Zölle und Sanktionen gegenüber China lösen“, so Roach. Eine Umlenkung der Handelsströme von China weg würde zudem das Defizit von einem preiswerten Lieferanten auf teurere Produzenten verlagern. (fis)

 www.project-syndicate.org





„Deutschland ist in der Hand einer Dämm-Mafia“

MAILAND. Der Architekt Matteo Thun hat die bürokratischen Energieeffizienzvorschriften scharf kritisiert. „Deutschland, aber auch viele andere Länder befinden sich in der Hand einer Dämm-Mafia“, erklärte der 71jährige Unternehmer im Handelsblatt. „Wir dichten unsere Neubauten hermetisch ab. Da natürliche Dämmstoffe oft etwas teurer sind, werden Kunststoffe wie Polystyrol und Co. verwendet. Einige dieser Stoffe stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, und auch wenn sie das nicht tun, haben Sie sehr wahrscheinlich ein Schimmelproblem“, erläuterte der Südtiroler, der aus der Adelsfamilie Thun und Hohenstein stammt. Viel besser sei, auf nachwachsende Rohstoffe und eine modulare Holzbauweise zu setzen: „Und wenn das Haus irgendwann einmal abgerissen wird, landet null Material auf der Müllkippe“, meinte Thun. (fis)

 www.matteothun.com





Zahl der Woche

Auf 28.164 Euro ist 2022 die staatliche Pro-Kopf-Verschuldung in Deutschland gestiegen. Das waren 244 Euro mehr als Ende 2021. Insgesamt war der öffentliche Gesamthaushalt (Bund, Länder, Gemeinden sowie Sozialversicherung und Extrahaushalte) voriges Jahr mit 2.368 Milliarden Euro verschuldet. Den größten Schuldenstand verzeichnete der Bund (1.620,4 Milliarden/+4,6 Prozent), gefolgt von den Ländern (606,9 Milliarden/-5 Prozent). Hier gibt es große Unterschiede: In Bremen lag die Pro-Kopf-Verschuldung bei 33.264 Euro, in Sachsen nur bei 1.352 Euro. Quelle: Statistisches Bundesamt