Es sollte diskret über die Bühne gehen. Die Stelle des Chefökonomen der allmächtigen Brüsseler Generaldirektion für Wettbewerb wurde im März so klammheimlich ausgeschrieben, daß nur elf Bewerbungen eintrudelten – trotz steuerfreiem 20.000-Euro-Monatsgehalt. Zufällig fehlte das nach dem EU-Beamtenstatut vorgeschriebene Kriterium einer EU-Staatsangehörigkeit. So sollte nach dem Wunsch der dänischen Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die US-Amerikanerin Fiona Scott Morton den Job erhalten.
Das Kommissarskollegium nickte die Ernennung im Juli in dem Glauben ab, die 56jährige sei Irin. Auch über deren Beratertätigkeit für US-Tech- und Pharmariesen wurden sie im Dunkeln gelassen – dabei wären über ihren Schreibtisch vertrauliche Firmen-Informationen, Analysen und Entscheidungen gewandert. Erst als Emmanuel Macron intervenierte, fünf EU-Kommissare und das Europaparlament protestierten, zog die Yale-Professorin ihre Kandidatur zurück. Für Grüne war das nur „purer Antiamerikanismus“. Zurück bleibt eine angeschlagene Wettbewerbskommissarin, die dennoch Chefin der Europäischen Investitionsbank werden will, bislang aber nur durch verlorene Prozesse gegen US-Tech-Konzerne Schlagzeilen machte. Und ihre Chefin Ursula von der Leyen, der in ihrer Endzeit mehr und mehr Kommissare abhanden kommen. Angefangen von der Bulgarin Marija Gabriel, die Außenministerin wurde, und demnächst auch ihr Klima-Vize Frans Timmermans, der Ajatollah des selbstzerstörerischen „Green Deals“, der als Kandidat eines rot-grünen Anti-Bauern-Bündnisses Premier der Niederlande werden will.
Grundsätzlich zeigt jedoch diese schlechte Sommer-Komödie die Schwächen des Brüsseler Apparates auf. Vor Jahren schon wurden die zuvor sehr selektiven Aufnahmeprüfungen von Intelligenztests, bei denen unter Zeit- und Entscheidungsdruck vor allem Frauen durchfielen, durch „Situationstests“ ersetzt, die konformistische und hierarchiehörige Einstellungen prämieren. Entsprechend wandelte sich die EU-Beamtenschaft. Das Ergebnis ist ein weltfremder, schikanöser Regelungswahn in missionarischer und schaumschlägerischer Absicht ganz im Sinne der Merkelianerin von der Leyen, der Linksliberalen Vestager und des Sozialisten Timmermans.