© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 32/23 / 04. August 2023

Rückzieher der Woche
Wie versprochen
Frank Hauke

In Oeventrop, einem Teil der nordrhein-westfälischen Stadt Arnsberg, wird es kein Flüchtlingsheim geben. Dabei war eigentlich bereits alles klar. Ein ehemaliges Kloster im Ort war vom Besitzer Christoph Kraas der Stadt zur Verfügung gestellt worden, 450 Asylbewerber sollten in der Zentralen Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete (ZUE) Platz finden. Nur die Bürger, die wollten nicht so recht. Zumindest wurde auf einer entsprechenden Versammlung lautstarker Unmut bekundet. Allerdings erst nach einer Stunde, denn so lange dauerte es, bis die Vertreter der Bezirksregierung ihre Monologe beendet hatten und Fragen zuließen. Man habe Angst vor Verbrechen und sexuellen Übergriffen, bekundeten einige der Anwohner. Als die Politiker diesen Bedenken jede Grundlage absprachen, hagelte es Buhrufe. Einzelne Redner verwiesen auf Straftaten in den Nachbarstädten. Klosterbesitzer Kraas trat ans Mikrofon und versprach, von den Einnahmen aus der ZUE einen beträchtlichen Teil dem Ort zukommen zu lassen, etwa für den Ausbau der Sporthalle oder für die Errichtung eines Sportcenters. Besänftigen tat das niemanden. Und dann kam sie, die sensationelle Wende: Klosterbesitzer Kraas eröffnete den Bürgern: „Ich halte, was ich verspreche. Ohne eure Zustimmung werde ich keine Zustimmung zu der ZUE geben.“ Schließlich stellte der Unternehmer die Frage, was passiere, wenn er sein Angebot zurückziehe. Die Verwaltung antwortete, daß man dann in Arnsberg weitersuchen müsse. Kraas erhob sich spontan, trat nach vorne und verkündete: „Ich ziehe mein Angebot hiermit zurück.“ Das Internetportal des Stadtteils beschreibt, was dann geschah: „Tosender Jubel brandete auf, begleitet von Standing Ovations.“ Die Vertreter der Regierung dagegen standen spontan auf, zogen ihre Mäntel an und verließen ihre eigene Veranstaltung.