Wie oft habe ich davon gelesen, daß Schiedsrichter Fußballspiele im Amateurbereich abbrechen, weil sie der Gewalt auf dem Platz nicht mehr Herr werden. Nun hat es meinen Sohn betroffen. Er ist Fitneßtrainer bei einem Berliner Kreisligisten. Nach einem normalen Foulspiel brach die Hölle los. Kopfnüsse, Kungfu-Tritte und all das, was man von einem gepflegten, neu ausgehandelten Miteinander so kennt, folgten. Die Polizei kam, stellte die Personalien der prügelnden Gegenspieler fest. Der Rettungswagen versorgte die Wunden der Verletzten.
Dann kam es zur Sportgerichtsverhandlung. Eigentlich gilt die Regel, daß eine Mannschaft, die zwei Spielabbrüche verursacht, zwangsabsteigen muß. Doch die Juroren setzten die Maßnahme gegen die Wiederholungstäter aus, entschieden sich stattdessen für eine Geldstrafe und die Pflicht, ab der nächsten Saison zwei Ordner am Spielfeldrand abzustellen. Fast die gleiche Strafe erhielt der Verein meines Sohnes. Vorwurf: Er habe die Gewalt auf dem Platz nicht unterbunden. Solche Urteile können nur Leute sprechen, die noch nie auf einem Fußballplatz waren. Wie soll der gastgebende Klub verhindern, daß im Mittelkreis Menschen mit anderer kultureller Prägung vom Recht des Stärkeren Gebrauch machen? So schnell kann niemand am Ort des Geschehens sein. Außerdem frage ich mich, ob die Ordner eine Kampfsportausbildung brauchen. Wie sollen sie sich gegen die Wut der Angreifer schützen, ohne selbst krankenhausreif geprügelt zu werden?
So ist das eben im schönsten Deutschland, das wir je hatten. Der Klub meines Sohnes ist am nördlichen Stadtrand Berlins beheimatet. Dort ist die Migrantenquote noch sehr gering.