© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Leserbriefe

Zu: „Eine heikle Tradition“ von Dieter Stein, JF 29/23

Beispielhaft: US-Diplomat Vernon Walters

Tatsächlich tut sich die Bundeswehr mit der Traditionspflege schwer, weil bei uns oft gesagt wird, die Wehrmacht hat dieses oder jenes getan. Ich war viel im Ausland und habe oft in den von uns besetzten Ländern gehört, daß man mit dem Verhalten der Befreiungsarmeen 1944 nicht zufrieden war. Wer bei uns weiß denn noch, daß die Berufssoldaten der Wehrmacht nicht NSDAP-Mitglieder sein durften? Unsere ehemaligen Gegner sagen Gutes über die Wehrmacht. Ein Beispiel ist Vernon Walters, US-Diplomat. Er sagte: „Vor den deutschen Soldaten ziehe ich den Hut. Ich habe in Anzio und in der Normandie gegen euch gekämpft und kann nur sagen: Eure Soldaten waren erstklassig. Was ihr Deutschen braucht, ist mehr Selbstachtung und Patriotismus. Ihr habt das Recht dazu. Ihr seid ein großes Volk, das der Welt unermeßliche Kunstschätze geschenkt hat. Schätze der Wissenschaft und Kunst. Ihr habt in der Wehrmacht eine Armee gehabt, welche die Welt bewundert.“ 

Diesen Worten läßt sich nur zustimmen. Soldaten, habt den Mut, auch die Menschen und die Gefechte der Wehrmacht im Kriege in die Traditionspflege mit einzubeziehen.

Werner Richter, Wasserburg am Inn




Zu: „Die ungeliebte Familienfürsorge“ von Paul Leonhard, JF 29/23

Eine Diskreditierung der Ehe

Das Ehegattensplitting abzuschaffen hieße, die Ehe als Versorgungsgemeinschaft zu diskreditieren. Die Ehepartner würden dann steuerlich wie Singles behandelt und den Familien würden künftig 15 Milliarden Euro entzogen, was durch völlig familienblinde Abgaben bereits stark geschröpfte Eltern und ihre Kinder noch weiter in Armut triebe. In der Regel haben Mütter ein weitaus geringeres Einkommen als die Väter, weil sie sich der Erziehung und Pflege der Kinder widmen (wollen). Das Splitting ist daher eine mehr als gerechte Anerkennung der Erziehungsleistung und gesellschaftlich ein gut angelegtes Geld. 

Die Ehe als Erwerbs- und Verantwortungsgemeinschaft ist ein unverzichtbarer Grundbaustein der Gesellschaft. Ehepaare haben per Heirat gelobt, sich in Notlagen gegenseitig zu stützen und zu versorgen, damit nicht der Steuerzahler für die Kosten aufkommen muß, wie das bei Singles der Fall ist. Will die SPD wirklich, daß künftig auch alle Ehepartner als Singles auf staatliche Unterstützung angewiesen sein werden? In Kürze wäre die Einsparung durch staatliche Versorgungsleistungen aufgezehrt. Mit Sicherheit aber erschwert der Wegfall des Ehegattensplittings neue Eheschließungen und den Kinderwunsch. Ist das vielleicht das verschleierte Ziel der SPD?

Bärbel Fischer, Leutkirch




Zu: „Sie strecken ihre Arme aus“ von Colin McMahon, JF 29/23

Da fällt der Groschen

Ein Riesenlob und ein tiefes Dankeschön an diese unglaubliche Recherchearbeit! Nach der Lektüre dieses Artikels dürfte bei den bisherigen Zweiflern doch endlich der Groschen gefallen sein! Dieser Artikel bedarf einfach weiterer Verbreitung! Da bekommen die Worte von Kanzler Scholz ganz andere Dimensionen: „Vertrauen Sie Ihrer Regierung ...“

Bettina Fettelschoß, Hergenroth




Zu: „Es fehlen die göttlichen Inspirationen“ von Reinhard Liess, JF 29/23

Es läßt sich nicht erzwingen

Die göttliche Inspiration läßt sich nun mal nicht erzwingen. Vom Künstler wird die Quadratur des Kreises gefordert: es soll im Stil des Lucas Cranach des Älteren sein, aber doch auch nicht blind modern um jeden Preis. Der Bildersturm hat vor 500 Jahren nun einmal stattgefunden, ähnlich wird jetzt auch dieses Bild entsorgt. Warum nicht Pastor Bonhoeffer in ein neues Altarbild einbauen, den Mann, der einem protestantischen Heiligen am nächsten kommt? Warum nicht einen „bekopftuchten Dunkelhäutigen“ abbilden? Auch einer der Heiligen Drei Könige galt als dunkelhäutig, zumeist Kaspar. Nein, ich schätze mich als sonst durchaus konservativ ein, aber das, was der Leipziger Künstler Michael Triegel hier gemacht hat, finde ich angesichts der bilderstürmerischen Problematik durchaus gelungen.

Konrad Hopf, Lindenberg




Zu: „Wer baut im Osten, dem wird keine Not erspart“/„Raus aus Mali“ von Peter Möller, JF 28/23

Milliarden in den Sand gesetzt

Nach Afghanistan nun Mali. Außer Spesen nichts gewesen und wieder Milliarden in den Sand gesetzt.  Anstatt für eine Stabilisierung zu sorgen, wird aus einem Unruheherd bald wieder ein Brandherd unter russischer Einflußnahme entstehen. Künftige Hilfseinsätze müssen deshalb gründlich durchdacht und mit eindeutigen Auflagen und Forderungen an das betreffende Land durchgeführt werden. 

Ärgerlich ist auch, wie sich das UN-Gremium immer wieder bei auftretenden Schwierigkeiten hinhalten und mit adenscheinigen Erklärungen einlullen läßt. Ein Auftreten nur als Ordnungshüter oder Abmahnungen führen zu nichts, wie die vergangenen Einsätze dokumentieren.

Paul Jörg, Denklingen




Zu: „Ein urdeutscher Weltbürger“ von Dirk Glaser, JF 28/23

Für alle Zeiten disqualifiziert

Thomas Mann sollte, auch in einer Bücherrezension, nicht so uneingeschränkt hochstilisiert werden. Seine amerikanische Kriegspropaganda ist unter anderem durch seine Tagebucheintragungen und seine Rundfunkrede anläßlich der Zerbombung seiner Heimatstadt Lübeck gekennzeichnet (Zitate für beides finden sich in dem von Horst Boog herausgegebenen Titel „Luftkriegführung im Zweiten Weltkrieg“, Seite 345). Eine derart verachtenswerte Rechtfertigung der Barbarei gegen Deutsche steht auf einer Stufe mit Churchill, der wünschte, in Dresden sollten möglichst viele Deutsche „gebraten“ werden. Für mich ist Thomas Mann damit für alle Zeiten disqualifiziert.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar




Zu: „Im Krisenmodus“ von Gernot Facius, JF 28/23

Gründe für Kirchenaustritte

Im Artikel wird nach Gründen für die vielen Austritte aus der katholischen Kirche gefragt und auf die Mißbrauchsfälle sowie die Dauerdebatte um Kardinal Wölki hingewiesen. Facius übersieht als wesentliche Ursache dafür die oft unfaire Berichterstattung der Medien, denen viele Menschen Glauben schenken, da sie keine persönlichen Erfahrungen mehr mit Kirche besitzen. Mißbrauch ist zu einer „katholischen Sache“ geworden, denn es interessiert nur noch der katholische Mißbrauch, während er in anderen Institutionen (evangelische Kirche, Schule, Sportverein) kaum erwähnt wird. 

Als Irrweg aus der Kirchenkrise hat sich der „Synodale Weg“ erwiesen, der kaum Resonanz unter den normalen Gläubigen findet, auch weil er primär ein Projekt von Verbandsfunktionären und des ZK der Katholiken war. Der links-grün angehauchte Katholikentag 2022, vom ZK veranstaltet, war mit 27.000 Gästen schlecht besucht, während in diesem Jahr die Volkskirche alter Prägung, die laut mancher Theologen „zum Aussterben verdammt ist“, bei der Aachener Heiligtumsfahrt über 110.000 Besucher anzog. Das sollte zu denken geben. Wenn die Kirche wieder ihren „Glauben klipp und klar verkündet“ (vgl. Martin Lohmanns Kommentar auf Seite 2), müssen wir uns um den Fortbestand der katholischen Kirche nicht sorgen. Die Sehnsucht nach Transzendenz wird nicht durch Strukturreformen gestillt.

Alfred und Sylvia Sobel, Berlin




Zu: „Angst vor der Rechten“ von Karlheinz Weißmann, JF 28/23

Das Trauma des eigenen Versagens

Versteckt sich in der Angst der Linken nicht vielmehr das Trauma des eigenen Versagens? Die Nazipartei führte schließlich den Sozialismus im Namen und war schon deshalb – folgt man Dr. Weißmann – zum Scheitern verurteilt. Im Verdrehen der Tatsachen in ihr Gegenteil ist die Linke ja bestens geübt: Konservativ = Rechtsradikal und so fort. Verbrechen waren kein Alleinstellungsmerkmal der Nationalsozialisten und auch bei den Alliierten tägliche Praxis. Folgerichtig durften sich die Repräsentanten im Nürnberger Prozeß auch nur zu den Vorhaltungen äußern, aber nicht verteidigen.

Gerhard-Heino Tebben, Detern/Amdorf


Georgier oder Ukrainer, nicht aber Russen

Warum wird in der JF in vielen Beiträgen, wenn es um die Sowjetzeit geht, Rußland mit der Sowjetunion gleichgesetzt? Die „mehr als 100 Millionen Toten“ haben sowjetische „und chinesische Vertreter auf dem Gewissen“. Stalin war Georgier und Chruschtschow Ukrainer. Auch Beria und Dzerschinski waren keine Russen.

Prof. Dr. Michael Krätzschmar, Flensburg




Zu: „Im Interventionssumpf“ von 

Ulrich van Suntum, JF 27/23 Vollkommen durch den Wind

Nachdem die Regierung voll auf Windenergie setzt, wäre doch zu erwarten, daß es ein Grund zur Freude ist, wenn der Wind ordentlich weht. Aber in unserem Absurdistan ist das sonderbarerweise anders. Immer wieder erreichen mich Nachrichten über die Handy-App des baden-württembergischen Übertragungsnetzbetreibers „StromGedacht“, wonach es notwendig sei, Strom zu sparen, und immer wieder ist die Begründung, daß im Norden unseres Landes der Wind zu heftig weht. 

Auch in der Stuttgarter Zeitung (Onlineausgabe) hieß es jüngst, daß der Verteilnetzbetreiber im Südwesten Transnet BW die Haushalte für Dienstag morgen von 6 bis 8 Uhr zum Stromsparen aufruft. Grund: Erneut führe hohes Windaufkommen im Norden Deutschlands zu dem Alarm. Das alles erscheint mir wie eine Irrenanstalt: Weil zuviel Strom da ist, muß Strom gespart werden.

Norbert Schmitt, Künzelsau




Zu: „ʻWir wollen einen Bund europäischer Nationenʼ“ von Dirk Meyer, JF 27/23

AfD-Forderung: Unsinnige Utopie

Tatsächlich schädigen die Forderungen der AfD nach einer, wie auch immer gearteten, Auflösung der EU die Partei erheblich. Der derzeitige desolate Zustand der EU kann des Bürgers Erinnerung an die Vorteile, die ihm diese in ihren vernünftigen Entwicklungsphasen gebracht hat nicht so weit trüben, daß er Dinge, wie zollfreier Handel, Reisen ohne Schlagbäume, Niederlassungsfreiheit u.a. einer völlig unrealistischen Forderung mit ungewissem Ausgang opfern möchte. Die AfD darf sich nicht, analog zu den fatalen Klimaträumen der Grünen, ihrerseits in unsinnige Utopien verirren! 

Heute allerdings ist die EU, mangels eines konkreten Ziels ihrer künftigen Verfaßtheit, zu einer völlig ineffizient organisierten Institution angeschwollen. Zudem ist sie gefesselt im Zwang unausgewogener Geldströme von Geber- zu Nehmerländern. Eine realistische Forderung kann nur eine radikale Reform sein! Das bedeutet, sich über das Ziel, die zukünftige Verfaßtheit der Union, einig zu werden: Bundesstaat, Bund souveräner Staaten, Bündnis der Regionen oder anderes. Für das gewählte Modell sind die ihm nützlichen Institutionen zu definieren, Vorhandenes, nicht Kompatibles ist abzuwickeln. Erst dann hat Europa wieder eine ihm gebührende Zukunft.

Erich Drosen, Oberschleißheim




Zu: „ʻWir bleiben positiv gestimmtʼ“, im Gespräch mit Henk van de Graaf, JF 26/23

Kein Raum für Wahrheitsliebe

Es ist ein Jammer um dieses wunderschöne Südafrika! Vor 1994 bin ich einige Male in RSA gewesen, damals noch während der Apartheid-Regierung und auch danach. Kurz nach dem Regierungswechsel zeichnete sich bereits ein großer Unterschied zwischen beiden Systemen ab. Unter weißer Regierung gab es auch Kriminalität, aber im Vergleich zu heute doch sehr gering. Die Farmen konnten gut und fortschrittlich arbeiten. Oft sind es Betriebe aus ererbtem Eigentum aus den alten Familien. In der Regel gab es schwarze Arbeiter unter weißer Leitung. So hatten die Schwarzen einen festen Arbeitsplatz mit entsprechendem Verdienst, der der Familie wieder zugute kam. Die medizinische Versorgung war meistens kostenlos. Es war auch nicht nötig, die Haustür abzuschließen, ein Hund sorgte schon für die Sicherheit. Gegen Kriminalität wurde streng nach Gesetzen vorgegangen. Sonst habe ich aber ein freundliches Miteinander festgestellt. Zu der Zeit existierte bereits eine fast globale Hetzpropaganda gegen die RSA-Regierung. Weltweit wurde zum Boykott für fast alle Bereiche aufgerufen. Vor lauter Haß wußte man gar nicht, was noch „erlaubt“ war. Viele unmenschliche Handlungen gegen Schwarze wurden der Regierung fälschlich untergeschoben, noch im Hinblick auf die Haftzeit Mandelas, der in dieser Zeit sogar sein Buch schreiben konnte. 

Bei solcher Hetzpropaganda läßt sich auch keine Wahrheitsliebe erwarten. Dann der Regierungswechsel: Nun müßte ja alles positiv und gerecht verlaufen. Aber nichts geschah in dem Sinne. Die Schwarzen in den Townships hatten immer noch kein Wasser und Strom in ihren Häusern und Wohnungen. Es wurde nur alles Bestehende erst mal verbraucht. Pflegearbeiten und Reparaturen waren offensichtlich nicht nötig. Ich habe damals nur festgestellt, wie schnell ein Land, das vorher in vielen Bereichen Vorzeigeland war, in kurzer Zeit ins Gegenteil sich wandeln kann. Und die Überfälle auf weiße Farmen sind Tatsache, inzwischen auch in Namibia.

Elke Gülck, Jeetze/Sachsen-Anhalt