© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Umwelt
In den Sturmgewittern
Volker Kempf

Bei 37 Grad Celsius am Oberrhein wird der Wunsch nach einer Erlösung größer, der Blick auf die Wetterkarte ist vielversprechend. Abkühlung unter Gewittern wird vorhergesagt. Von Frankreich her zieht am Abend eine dichte Wolkendecke auf. Die Temperatur stürzt in kurzer Zeit auf 21 Grad ab. Die Bäume im Garten wogen heftig hin und her, es regnet wie aus Kübeln, es blitzt und donnert hintereinander weg. Nachdem das Schlimmste innerhalb einer halben Stunde vorbei ist, liegen auf der Straße mehrere armdicke Äste herum, eine große Mülltonne ist vom Winde verweht. Nach einer weiteren halben Stunde sind die dicken Äste und die Mülltonne von der Straße geräumt. Außerorts ist die Fahrschule auf den dampfenden Landstraßen unterwegs, besonders langsam, aber das ist nicht ungewöhnlich. Ein Feuerwehrwagen wird gesichtet, vielleicht wegen eines umgestürzten Baumes oder eines Wasserschadens durch den Starkregen.

Für den Tag reicht es, die Naturgewalten gespürt und das feste Haus als Ort der Sicherheit erfahren zu haben.

Die 8.000-Einwohner-Gemeinde Freisen im saarländischen Landkreis St. Wendel hat es wirklich heftig getroffen. Eine Hundert-Meter-Schneise der Verwüstung zog sich vorige Woche durch den Ortsteil Asweiler: Holzbalken und sogar zwei Dachstühle flogen durch die Luft. Dächer wurden abgedeckt, Fensterscheiben barsten, Bäume stürzten auf Autos, Gebäude und Straßen. Insgesamt 30 Häuser wurden beschädigt. „Es war ein Tornado“, erklärte Kreisbrand-inspekteur Dirk Schäfer. Glücklicherweise wurden aber keine Menschen verletzt. Für den Tag reicht es, die Naturgewalten gespürt und das feste Haus als Ort der Sicherheit erfahren zu haben. Nicht ganz, der indische Feigenkaktus muß wieder aufgestellt werden und hinterläßt seine haarigen Stacheln in der Hand. Der bisher spürbarste Schaden in Freiburg. Weit über 30 Grad sollen es die Tage wieder werden. Dann sorgt die Natur wieder von sich aus für den Hitzeschutz, ganz ohne Plan von der Politik. Nur Geduld.