© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Blick in die Medien
Der Neue
Boris T. Kaiser

Als der Nachrichtenkanal Fox News nach der Trennung von seinem Starmoderator Tucker Carlson bekanntgab, man sei auf der Suche nach einem Nachfolger für den bissigen Polit-Kommentator, hatten viele Anhänger der Neuen Rechten in den USA befürchtet, daß sich die Programmverantwortlichen für eine eher handzahme Version ihres bisherigen „Troublemakers“ entscheiden würden. Einen, der dem alten republikanischen Partei-Establishment näher steht und vor allem etwas weniger kontrovers auftritt als der rebellische und oft unberechenbare Carlson. 

Was diese Befürchtungen angeht, kann man nun wohl Entwarnung geben. Der von den TV-Bossen präsentierte neue Mann auf dem prominenten Sendeplatz ist Jesse Watters. Der 45jährige ist kein Unbekannter für das Fox-Publikum. Mehr als zehn Jahre lang interviewte er als Außenreporter des Senders den „Mann auf der Straße“. Seit 2015 moderiert er zudem seine eigenen Polit-Shows, darunter Formate wie „Watters’ World“ oder „Jesse Watters Primetime“.

Jesse Watters gilt als Trump-Unterstützer und scharfer Kritiker der Corona-Maßnahmen.

Der TV-Macher, der seine Karriere einst als Produktionsassistent bei Fox News begann, gilt im Sender als Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, den er 2017 an Bord der Air Force One interviewen durfte. Auch sonst scheint Watters mit den amerikanischen Systemkonservativen, die die Republikaner gerne wieder auf einen moderateren Kurs bringen würden, wenig am Hut zu haben. In den Corona-Jahren war er einer der schärfsten Kritiker des amerikanischen Christian Drosten, des New Yorker Immunologen Anthony Fauci. Im Dezember 2021 erklärte der Journalist auf einer rechtskonservativen Konferenz dem Publikum sogar, wie man den Lieblings-Corona-Experten von Washington mit Fragetechniken erfolgreich „überfallen“ könne, um mit den daraus entstehenden Videos anschließend viral zu gehen. 

Die Fußstapfen, die Jesse Watters auszufüllen hat, sind mächtig groß. Carlsons Show war die erfolgreichste politische Sendung im amerikanischen Fernsehen und gehörte während der Krisenjahre zu den meistgesehenen TV-Formaten überhaupt. Sein Abgang bescherte Fox einen Rückgang der Einschaltquoten von fast 40 Prozent in der Hauptsendezeit.