© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Politisches Grooming
Die Amadeu-Antonio-Stiftung sucht als „digitaler Streetworker“ die Einflußnahme auf Minderjährige
Boris T. Kaiser

Der Begriff „Grooming“, zu deutsch striegeln, zurechtmachen oder vorbereiten, beschreibt eine in mißbräuchlicher Absicht begangene gezielte Kontaktaufnahme von Erwachsenen mit Minderjährigen im Internet, mit der Taktik ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Was auf der sexuellen Ebene funktioniert, das läßt sich sicherlich auch auf der politischen Ebene ausnutzen, dachten sich wohl die Strategen der Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS). Die linken Aktivisten treten im Netz jetzt als „Digitale Streetworker“ auf. Zu dem neuen Oberbegriff gehört unter anderem das kürzlich gestartete TikTok-Agitprop-Format „Pre:bunk“, das kurze News-Videos bietet. 

Mit dabei ist auch das Projekt „Good Gaming“. Damit möchte die AAS, die sich offiziell die politische Bildung auf die Fahnen schreibt – und sich für diese von staatlicher Seite üppig entlohnen läßt – vor allem jugendliche Videospielfreunde erreichen. Offiziell geht es der von der früheren Stasi-IM Anetta Kahane gegründeten Stiftung darum, „mit den beteiligten Personen gemeinsam einen sicheren Raum zu schaffen und Informationen bereitzustellen, damit sie sich eine fundierte Meinung zu Themen selbst bilden können“.

Bei dieser „Meinungsbildung“ wollen die „Kolleg*innen“ von der AAS gemeinsam mit der vom Freistaat Sachsen geförderten Dresdener John-Dewey-Forschungsstelle für Didaktik der Demokratie (Joddid) den Gamern spielerisch unter die Arme greifen – Reeducation 2.0. 

Das Ziel dabei sei, eine „Well Played Democracy“ zu erschaffen. Dazu „analysieren“ die Mitarbeiter des Projekts die Diskurse in sozialen Netzwerken und unter Videospielern und schauen, „ob dort pädagogisch interveniert werden kann – oder sogar muß“, erklärt einer der Pädagogen, der Jungle World-Autor Jerome Trebing, in einem Kampagnenvideo. Sollte dem so sein, versuchen die virtuellen ideologischen Kinder-Mitschnacker mit den minderjährigen Nutzern „in Beziehungen“ und eine „Eins-zu-eins-Kommunikation“ zu treten, wie Anja Besand, Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt politische Bildung an der TU-Dresden erzählt. Diesen „nicht nur pädagogischen, sondern politischen Ansatz“ ihrer Jugendarbeit finden die digitalen Streetworker „nicht nur gut, sondern auch notwendig“.