© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Schinkels Denkmalkunst in Wesel und Insterburg
Altar des Vaterlandes

Wenngleich reichlich lieblos hinter einem Gewerbegebiet gelegen, verströmt das von Karl Friedrich Schinkel entworfene gußeiserne Grabdenkmal für die am 16. September 1809 in Wesel auf ausdrücklichen Befehl Napoleons als „Straßenräuber“ hingerichteten elf Offiziere des Freikorps Schill noch heute mehr als nur einen „Hauch Geschichte“. Für die Lokalhistoriker Guntram Wilks und Guido Pahl erfüllt das Monument mit seiner klassizistischen Formensprache, unter Verzicht auf christliche Symbolik, in kunsthistorisch herausragender Weise, was den Menschen der Antike wichtig war: daß die Toten von der Nachwelt geehrt und nicht vergessen werden (Pommern, 2/2023). Der 1835 errichtete, vom zeitgemäßen Vandalismus bislang verschonte „Altar des Vaterlandes“ setze Schinkels antike und preußisch-nationale Motive vereinendes ikonographisches Programm idealtypisch um. Zugleich mahne er mit dieser heroisierenden Erinnerung an den Weseler „Opfergang für Preußen“, sich den Geist des vom deutschen Volk gegen die napoleonische Fremdherrschaft geführten Befreiungskrieges stets zu bewahren. Eines der wenigen mit der Anlage in Wesel vergleichbaren Denkmale Schinkels, ebenfalls in der Form eines antiken Cippus, haben Wilks und Pahl im ostpreußischen Insterburg entdeckt. Dort, im heutigen russischen Verwaltungsgebiet Kaliningrad, ist Schinkels Denkmal für den Fürsten Barclay de Tolly ebenfalls noch unbeschädigt und nicht beschmiert erhalten. Es erinnert an den Feldherrn, der im Oktober 1813 zusammen mit Blücher und Gneisenau in der Völkerschlacht von Leipzig den deutsch-russischen Sieg gegen Napoleon errang. (ob)  https://zsp.pommerscher-greif.de