© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 30-31/23 / 21. Juli 2023

Meldungen

Beschädigtes Vertrauen in den Standort Deutschland

ORANIENBURG. Der Familienunternehmer Holger Loclair hat die langen Genehmigungsverfahren und die „haarsträubenden Dokumentationspflichten“ in Deutschland kritisiert. „Ohne Rechtsanwälte verschiedener Disziplinen, ohne technische Berater und ohne die vielen internen Fachkräfte sind größere Vorhaben nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz kaum noch realisierbar“, erklärte der Chef des Kunststoffspezialisten Orafol in der FAZ. „Für unseren ersten Neubau in den USA 2005 brauchten wir vom Spatenstich bis zum Produktionsstart eineinhalb Jahre“, weil sich dort „Zulassungsbehörden und Investoren als Partner verstehen“. In Massachusetts baue Orafol nun ein komplett neues Chemiewerk. „Zu dieser vorbehaltlosen Willkommenskultur müssen wir auch in Deutschland zurückfinden, weil sie letztlich ein enormer Standortvorteil ist“, so Loclair. Die deutsche Energiepolitik und international nicht vergleichbare Unternehmenssteuern beschädigten das Vertrauen in die „ganzheitliche Leistungsfähigkeit“ des Industriestandorts Deutschland. (fis) www.orafol.com/de/news





„Nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen“

BERLIN. Laut der „China-Strategie“ der Bundesregierung ist das Land „gleichzeitig Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale“. Diese Einschätzung sei richtig, aber die „Diversifizierung von Lieferketten“ dürfe nicht dazu führen, daß „wir uns selbst den Ast absägen, auf dem wir sitzen“, warnte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, im Podcast „Chefgespräch“ der Wirtschaftswoche. „Wenn man Exporte und Importe zusammenrechnet, hat China einen Außenhandelsanteil von knapp zehn Prozent“, erklärte der Chef des Elektrogroßhändlers Obeta. Man dürfe den Handel nicht abrupt beenden. Zudem gebe es auf der Welt „nicht nur Handelspartner, die mit unseren Werten übereinstimmen, sondern auch eine ganze Reihe von Ländern, die nun einmal diametral entgegengesetzt sind“, erläuterte Jandura. „Wenn wir uns die Chance nehmen würden, mit diesen Ländern weiterhin Handel und Dialog zu betreiben – wo würde das hinführen?“ (fis)