Was ist die überflüssigste Police? Die Sterbegeld- oder Krankenhaustageldversicherung? Eine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr? Nein, für den Bund der Versicherten (BdV) sind es die 82 Millionen Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen sowie die Riester- und Rürup-Policen. Die seien „weder zur Altersvorsorge noch zur Vermögensbildung geeignet“, warnt BdV-Chefin Bianca Boss. Das liege an den Niedrigzinsen, den Kosten und überzogenen Langlebigkeitsannahmen. Die Versicherer sind renditeorientiert und keine Samariter. Das spricht sich langsam herum, seit 2017 sinkt die Zahl der Riesterverträge – trotz staatlicher Förderung von vier Milliarden Euro jährlich. Bei einem Fünftel dieser knapp 16 Millionen Verträge werden keine Beiträge mehr eingezahlt.
Aber die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) kann selbst Durchschnittsverdienern kein ordentliches Alterseinkommen mehr garantieren – doch nur eine Minderheit wagt sich selbst auf den Aktien-, Anleihe- und Goldmarkt. Sparen ist bei 3,5 Prozent Zins und 6,4 Prozent Inflation Geldverbrennung. Aber Rettung naht: Die im Januar von der Ampel-Regierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ hat ihre Reformideen vorgelegt. Einen staatlichen Rentenfonds, wie es ihn seit 1990 in Norwegen (SPU) gibt, wird es nicht geben – und das liegt nicht nur an den überschaubaren Gas- und Ölvorkommen in Deutschland. „Das ist ein erfreuliches Votum für Vielfalt und Wettbewerb“, freute sich Jörg Asmussen, einst Staatssekretär in SPD- und CDU-Ministerien, seit 2020 aber Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Um die seit 1997 auf etwa 100 Milliarden Euro jährlich verdoppelten Beitragseinnahmen müssen die GDV-Assekuranzen also nicht bangen. Dafür soll die in Verruf geratene Riesterrente umbenannt werden. Um höhere Renditen zu ermöglichen, sollen künftig auch Anlagen mit Verlustrisiko zugelassen werden – sprich: Im Zweifel erhält der Privatrentner nur 80 Prozent seiner eingezahlten Beiträge zurück, der Steuerzahlerzuschuß ist perdu und die Inflation reduziert die Spargelder ohnehin zusätzlich. Immerhin sollen nun kostengünstigere Anlagen in klassischen oder Indexfonds (ETF) staatlich gefördert werden – aber nur, wenn das Depot wirklich bis zum Rentenalter gehalten wird.