© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/23 / 14. Juli 2023

Kabinenklatsch
Vom Glauben distanziert
Ronald Berthold

Kritik und Selbstkritik kennen wir aus dem Stalinismus. Und nun auch aus der Fußball-Bundesliga. Weil der streng gläubige Christ Felix Nmecha in sozialen Medien ein Video teilte, das sich gegen die aggressive LGBTQ+-Bewegung wendete, wäre fast sein Wechsel vom VfL Wolfsburg zum Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund gescheitert. Außerdem hat er, so das öffentliche Strafgericht aus Medien und Fußballfunktionären, ein Post gelikt, das zu einem Account gehört, der Jesus Christus huldigt und Transsexualität mit der Bibel für unvereinbar erklärt.

Ja, das reicht heute, um Karrieren zu zerstören. Es sei denn, man distanziert sich von seinen beiden Klicks und seinem Glauben. Der deutsche Nationalspieler, in Hamburg geborener Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers, mußte so handeln, sonst hätte er vielleicht noch auf einem Dorfplatz in der Kreisliga kicken dürfen. Wahrscheinlich hätte es in der Bundesliga nicht einmal mehr zum Zeugwart gereicht. Dortmund hat nun 30 Millionen Euro für Nmecha ausgegeben, weil er ein glänzender Fußballer ist und nur, weil dieser versprach, nie wieder aus der Reihe zu tanzen.

Der Gott der Bundesliga und der Nationalmannschaft heißt schließlich nicht Jesus, sondern Transgender. Auch beim DFB muß Nmecha demnächst zum Rapport. Vorsorglich hatte ihn der Verband nicht für die Murks-Länderspiele gegen die Ukraine, Polen und Kolumbien nominiert. Ein Verband, der sein Logo durch ein Peace-Zeichen ersetzt und bei der Frauen-WM wieder um die Regenbogenbinde kämpft, braucht hundertprozentige Loyalität zu seiner Haltung. Genau wie der BVB. Standhafte eigene Meinungen sind verboten. Sonst droht Berufsverbot.