© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/23 / 14. Juli 2023

Meldungen

Gebremster Methan-Abbau bei zu trockenen Waldböden

FREIBURG. Bis 2024 untersuchen Wissenschaftler der Forstversuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA), wie gut Bakterien im Waldboden unter welchen Bedingungen das Klimagas Methan (CH4) abbauen. Bekannt ist, daß der Abbau durch Bodenfeuchte, Temperatur und Bepflanzung bedingt ist. Nur vermutet wird bisher, daß diese Bakterien unter Laubbäumen mehr CH4 als unter Fichten abbauen, weil Fichten ätherische Öle absondern, die sich negativ auf das Leben von Bakterien auswirken. Die Forscher gehen davon aus, daß Laubwaldböden aufgrund ihrer mikrobiologischen Zusammensetzung bis zu 50 Prozent mehr Methan abbauen als Agrarböden. Ob dies so bleibe, sei wegen des Klimawandels fraglich. Jahrelang hätten die deutschen Wälder mit großer Trockenheit zu kämpfen gehabt. Es bestehe daher Anlaß zur Sorge, da die bisher noch zufriedenstellende CH4-Abbaurate auch von der Bodenfeuchtigkeit abhänge (Umweltmagazin, 1-2/23). (ck)

 www.fva-bw.de/projekte





Meeresspiegelanstieg: Polare Eisschilde schmelzen rasant

LEEDS. Der jährliche Massenverlust der polaren Eisschilde ist innerhalb von drei Jahrzehnten auf das Vierfache gestiegen und somit für ein Fünftel des globalen Meeresspiegelanstiegs verantwortlich. Das belegen Satellitendaten, ausgewertet im Rahmen des Projekts Ice Sheet Mass Balance Intercomparison Exercise (Imbie). Danach haben die Eisschilde zwischen 1992 und 2020 etwa 7.560 Milliarden Tonnen verloren. Dies hat den global gemittelten Meeresspiegel um 21 Millimeter angehoben. Die Schmelze erreichte 2019 ihren vorläufigen Höhepunkt, als dem Grönland- und dem Antarktis-Eisschild 612 Milliarden Tonnen verlorengingen. Verursacht wurde dieser Verlust hauptsächlich durch eine seitdem nicht mehr registrierte Hitzewelle im arktischen Sommer. Laut Inès Otosaka (University of Leeds) sollte darauf mit einer kontinuierlichen Überwachung der Eismassen reagiert werden, um die Risiken für Menschen in Küstenregionen präziser einschätzen zu können“. (Spektrum der Wissenschaft, 7/23). (li)

 imbie.org





Kunstausstellung zum Apfel im Umweltbundesamt

DESSAU. Bis 22. Oktober sind im Umweltbundesamt (UBA) Aquarelle, Gemälde, Fotos und Filme zum Thema „Der Apfel“ zu sehen. Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsarbeit von Antje Majewski, Professorin für Freie Kunst an der Muthesius-Hochschule Kiel, dem polnischen Konzeptkünstler Paweł Freisler, der Stiftung Bauhaus und der „Urbanen Farm Dessau“. Zum Konzept des 2017 gestarteten Projekts gehöre, daß in jeder Stadt, in der die Ausstellung zu sehen ist, neue Apfelbäume gepflanzt würden. Bislang wurden so etwa 300 Apfelbäume gesetzt. In Majewskis Dokumentarfilm „Wilde Äpfel“ werde den Ursprüngen des Apfels nachgespürt, die Millionen Jahre zurückliegen und bis ins heutige Kasachstan führen. Freisler hat sich der Apfelschnitzerei gewidmet und eine Sammlung von Objekten und saisonalen Ensembles von Blüten und Blättern erstellt, die flüchtige Kompositionen wie auch Prozesse der Dekomposition aufzeichnen. (fis)

 vimeo.com/114449609





Erkenntnis 

„Konzerne verdienen nur mit hochverarbeiteten Lebensmitteln Geld. Also müssen sie süchtigmachende Produkte aus Billigzutaten herstellen, und Pringles, Schoko-Pops, Cola oder Burger werden immer wieder subtil umformuliert, um noch süchtiger zu machen. Ich habe viel Alkohol probiert und Zigaretten geraucht, ohne süchtig davon zu werden. Bei hochverarbeiteten Lebensmitteln werden etwa 50 Prozent der Menschen süchtig. Sie machen süchtiger als Heroin oder Zigaretten.“

Christoffer van Hoogenhouck-Tulleken, Arzt und Professor am University College London