Über einen akademischen Ritterschlag durfte sich der Münchner Osteuropahistoriker Martin Schulze Wessel freuen. Denn die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem publizistisch hyperaktiven Anti-Putin-Propagandisten 2022 die Finanzierung einer Kollegforschungsgruppe zum Thema „Universalismus und Partikularismus in der europäischen Zeitgeschichte“ bewilligt (DFG Jahresbericht 2022). In deren Rahmen will er die „Transformation Osteuropas“ in den 1990ern in den Blick nehmen und interdisziplinär prüfen, ob sich universalistische Forderungen nach „offener Gesellschaft“, Demokratie, Menschenrechten und Freihandel gegen partikularistische Beharrungskräfte durchgesetzt haben. Das sei leider nicht der Fall, räumte Schulze Wessel schon beim Start seiner Studie ein, denn in der universalistischen Ideologie verbergen sich meist „machtgebundene Interessen“. Der „radikale Wirtschaftsliberalismus“ nach 1990 habe in Osteuropa „vermutlich“ partikularistische Rückschläge provoziert, so daß die Menschen Stabilität in nationalen Begrenzungen suchten. Zudem habe der ökonomische den demokratischen Universalismus konterkariert. Sei doch Demokratie an die soziale Sicherheit der Staatsbürger gebunden, die aber „unter den Bedingungen radikaler Deregulierung“ nicht entstehen konnte.