Die Mannschaft um Julian Reichelt geht den nächsten Schritt auf dem Weg zur Medienmarke. Das vergangene Woche gestartete Portal Nius.de bündelt die Youtube-Formate und ersetzt die bisherige Netzseite Pleiteticker. Nius will „die Stimme der Mehrheit“ sein und erinnert an eine deutsche Version von Fox und Daily Wire. Wie die US-Vorbilder bietet Nius neben breit aufgestellten Online-Nachrichten zwischen Politik und Unterhaltung eigene „Originals“, ausführliche Video-Reportagen. Die Richtung wird bei den ersten Filmen „Wir können nicht mehr“, „Trans ist Trend“ und „Nur ein Pieks“ klar: ein rechtskonservatives Streaming-Angebot, das bald durch einen eigenen Fernsehkanal flankiert werden soll.
Die Zuschauer anlocken sollen altbekannte journalistische Schwergewichte. So erhält Focus-Kolumnist Jan Fleischhauer mit „Fleischhauers Welt“ eine wöchentliche Late-Night-Show. Doch bei dem ambitionierten Schritt geben Reichelt und seine Rome Medien nicht mehr den Ton an. Nius gehört zur Vius SE & Co. KGaA. Chefredakteur ist Jan David Sutthoff, der wie Reichelt redaktionell bei Springer geprägt wurde, aber in den vergangenen Jahren digitale Presseprojekte für die Funke-Mediengruppe umgesetzt hat. Mit der Vius SE rückt ein Mann in den Mittelpunkt, der sich bisher als Geldgeber im Hintergrund gehalten hat: Frank Gotthardt. Der 72jährige Milliardär, Ehrenvorsitzende des CDU-Wirtschaftsrates in Rheinland-Pfalz und Besitzer des Regionalsenders TV Mittelrhein verfügt laut Medien Insider dank seines Firmengeflechts, zu dem auch Vius gehört, über eine bundesweite TV-Lizenz.
Mit Nius, Reichelt und Co. soll nun ein deutschlandweites Medienimperium heranwachsen. Und hier führen die Fäden zu Vius. Bis auf Reichelts eigenes Format „Achtung, Reichelt!“ laufen alle anderen Sendungen wie „Schuler! Fragen, was ist“ mittlerweile über die Aktiengesellschaft. Dort ist Reichelt zwar mit 13 Prozent zweitgrößter Anteilseigner, Gotthardt hält jedoch über eine Beteiligungsgesellschaft etwa 80 Prozent der Stimmen.
Mit den Umstrukturierungen, in deren Zuge auch die meisten Mitarbeiter arbeitsrechtlich von Reichelts Rome Medien zu Vius gewechselt sind, geht es nun auch verstärkt um die Monetarisierung der Angebote. Wie der Medien Insider weiter berichtet, stehen dabei intern Werbe-, Abo- und Spenden-Modelle zur Diskussion. Der Unternehmer Gotthardt will neben unionsnahen Stimmen eben auch Geld sehen.