Kürzlich wollten Twitter-Boß Elon Musk und Meta-Chef Mark Zuckerberg noch in den Ring steigen, jetzt tragen sie ihren Machtkampf auf andere Weise aus: Zuckerberg nutzt das gegenwärtige Chaos bei Twitter, um ein Konkurrenzprodukt vom Band rollen zu lassen. „Threads“ (Themenstränge) – eigentlich der Begriff für eine Beiträgereihe bei Twitter – heißt das Alternativangebot zum Zwitscherdienst. Zuletzt waren zahlreiche Nutzer des blauen Vogels genervt von neuen Bezahlabos, nicht funktionierenden Anwendungen und Lesebeschränkungen für nicht zahlende User.
Die bereits bestehenden Twitter-Klone sind bislang keine Alternativen: so ist zum Beispiel Mastodon trotz Werbung von Politkern und ÖRR-Journalisten zu wenig benutzerfreundlich. Meta will mit Threads eine echte Konkurrenz etablieren. Die Ankündigung zur Veröffentlichung klingt jedoch reichlich altbekannt: „In Threads kommen Communities zusammen, um alles zu diskutieren, von den Themen, die Sie heute interessieren, bis hin zu den Trends von morgen.“
Der Krieg der Milliardäre könnte die Nutzer aber auch ratlos zurücklassen statt sie zusammenzubringen.
Nichts als Marketing-Blabla, doch das Neuartige, das innerhalb von nur zwei Tagen mehr als 70 Millionen Anmeldungen anlockte: Threads ist mit anderen Netzwerken verknüpfbar sein. Das ist ungewöhnlich, üblicherweise setzen die großen Online-Konzerne auf geschlossene Sphären. Auch Elon Musk ließ zeitweise Twitter-Konten sperren, die Links zu anderen Netzwerken wie Facebook teilten.
Das IT-Magazin WinFuture beschreibt Threads lediglich als „Twitter-Version von Instagram“. Die Entwickler waren gehetzt, bereits im März hatte Zuckerberg das neue Produkt angekündigt. Mal sehen, was sich Herr Musk nun als nächstes einfallen läßt: Momentan droht sein Anwalt mit einer Klage gegen Meta, weil der Konzern ehemalige Twitter-Mitarbeiter an das Projekt gesetzt hätte. Vielleicht läßt das Gewusel an Kommunikationskanälen die Nutzer auch eher ratlos zurück als sie zusammenzubringen – in Europa ist Threads ohnehin noch nicht zu haben. Steigen die beiden Platzhirsche am Ende doch noch persönlich in den Boxring? Das wäre jedenfalls spannender als schon wieder ein neuer kurzer Online-Hype.