© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/23 / 14. Juli 2023

Gunter Frank. Der früher gerngesehene Talkshowgast klagt in seinem Buch „Das Staatsverbrechen“ die Corona-Politik an.
Der Wutdoktor
Mathias Pellack

Nur wenige Ärzte sagen klar: „Medizin ist auch ein Geschäft. Es geht auch darum, den Kundenstamm zu erweitern.“ Gunter Frank tut das seit Jahren, etwa in seinem Bucherfolg „Schlechte Medizin“ von 2012, über das der Spiegel schrieb: „Der Allgemeinmediziner mit Praxis in Heidelberg, häufig zu Gast in Talkshows, legt sich mit fast allen an: Hochschulen, Ärzten, Kassen, Politik, Medien, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, dem Deutschen Krebsforschungszentrum, Greenpeace und Foodwatch.“ Der Untertitel des Bandes „Ein Wutbuch“ macht deutlich, welchen Ton Frank zu setzen pflegt und warum die einen meinen, sein Schäumen sei unmäßig, während es anderen gerechter Zorn und mutiger Protest angesichts der erschreckenden Mißstände ist, die Frank zusammenträgt.

Einige Titel über Patentienrechte und richtige Ernährung später hat Gunter Frank nun wieder ein Wutbuch vorgelegt. Nach „Der Staatsvirus. Ein Arzt erklärt, wie die Vernunft im Lockdown starb“ von 2021, das man als eine Art ersten Teil betrachten kann, nun „Das Staatsverbrechen“, dessen Untertitel erneut den Inhalt auf den Punkt bringt: „Warum die Corona-Krise erst endet, wenn die Verantwortlichen vor Gericht stehen“. 

„Der Staat“, so Franks These, habe während der Corona-Zeit „Zehntausende Menschen umgebracht“. 

Seit Covid umgeht, ist der 1963 in Buchen geborene Odenwälder in Talkshows allerdings kaum noch zu Gast. „Von Anfang an“, sagt er, „haben wir in der Corona-Krise in der Lüge gelebt.“ Die erste sei die Behauptung gewesen, „das Virus habe das Potential, unser Gesundheitssystem zu überlasten“. Die zweite „war die Zusicherung, daß der Test eine Infektion zeigt. Stattdessen weist er aber nur Virustrümmer nach“. Und als drittes nennt er die Beteuerung, „daß die Impfung sowohl sicher ist, also auch schützt“. 

Blinde Impfpropagandisten wie Karl Lauterbach, Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen und Frank Ulrich Montgomery wirft Frank knallharte Interessenskonflikte vor. Letztere säßen im wissenschaftlichen Beirat einer Firma, die mit Impfaktien handele und ersterer habe „in seiner Karriere schon sehr viele Medikamente (protegiert), die dann vom Markt genommen wurden“. Ihnen gegenüber stellt Frank Persönlichkeiten wie Matthias Schrappe, Gerd Antes, Andreas Sönnichsen oder Ingrid Mühlhauser, „führende Vertreter der evidenzbasierten Medizin“, also jenes Fachs, das sich darauf verstehe, „die fünf Prozent brauchbaren Studien von den 95 Prozent Junk-Science“ (Müll-Wissenschaft) zu trennen, schreibt er auf dem Blog „Achse des Guten“, wo Frank seit Jahren Kolumnist ist.

Bei Bild-TV bekräftigte er unlängst erneut die These seines Buches: „Wenn wir ein Rechtsstaat sind, müssen diese Verbrechen vor Gericht landen – denn die nächsten Angriffe dieser Art sind bereits in Planung und werden wieder unsere Gesundheit schädigen.“ Mit „Verbrechen“ meint er außer Lauterbachs Handeln auch das seines Amtsvorgängers Spahn sowie der Leiter des RKI und des Paul-Ehrlich-Instituts. „Der Staat“, so Frank, habe während Covid „Zehntausende Menschen umgebracht“, durch einen „sinnlosen Lockdown“ und eine „kriminelle Impfkampagne“. Indizien gibt es längst genug, um den Vorwurf sachlich zu prüfen. Vermutlich darum bekommt Frank im Fernsehen nicht mehr die Gelegenheit dazu.