Es gibt sie also selbst beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk vereinzelt noch: Menschen mit Standpunkten. So wie Christine Prayon, die nach zehn Jahren das ZDF-Propagandaformat „Heute Show“ verläßt, in der sie die Figur der Birte Schneider verkörperte. Sie wolle sich nicht daran beteiligen, „Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben“, erklärt die Kabarettistin dem Stuttgarter Wochenmagazin Kontext ihre Entscheidung und betont, Satire dürfe nicht dazu beitragen, „den Diskurs zu verengen“.
Besonders das Vorgehen während der Pandemie hat die 49jährige erschüttert: „Ich habe mit der Art, wie die großen, gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden, zunehmend Bauchschmerzen bekommen.“ Und jetzt finde „genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine: Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht.“ Prayon fragt kritisch: „Wie wenig bedarf es mittlerweile, um als rechts gebrandmarkt zu werden? Wann bin ich rechts, wann bin ich eine Verschwörungstheoretikerin, eine Schwurblerin?“
ZDF-Kolleg*in Jan Böhmermann bekommt beim „Schlußstrich“ ebenfalls sein Fett weg: „Auch er hat die gängigen Narrative verstärkt“ und in seiner Sendung Nichtgeimpften zwei Stinkefinger gezeigt – „Ich dachte, wie kann man das machen?“