Mit Worten von Benedikt XVI. beginnt Chefredakteur Bernhard Gappmaier sein Vorwort zur aktuellen Ausgabe (01/23) der viermal jährlich erscheinenden Zeitschrift Medizin & Ideologie: „Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas. Sie hat Maßstäbe des Rechts gesetzt, die zu verteidigen uns in unserer historischen Stunde aufgegeben ist.“ Doch lasse die jüngere Geschichte Europas eine folgenschwere Kapitulation der „christlichen“ Parteien vor dem herrschenden linken Liberalismus erkennen. Der ehemalige slowakische Außenminister Vlado Palko habe diese verhängnisvolle Entwicklung in seinem Buch „Die Löwen kommen“ beschrieben. Die zunehmende Verletzung des Naturrechts – von der Abtreibung über die Euthanasie bis zum Transhumanismus – wolle in ihrer Hybris die Schöpfungsordnung überwinden. Als Resultat finde sich der Mensch in der Tyrannis wieder.
Über die Unvereinbarkeit von Schöpfungslehre und Evolutionstheorie geht es in dem Beitrag von Thomas Seiler. Die innerkirchliche Debatte begann 1859 nach der Veröffentlichung von Darwins „Ursprung der Arten“. Es folgte eine Auseinandersetzung der Theologen mit den Entwicklungstheoretikern, die jedoch nicht lange anhielt. Der Anatom Ernst Haeckel erklärte 1904 den katholischen Widerstand für gebrochen, da sich die Abstammungslehre bei liberalen katholischen Intellektuellen durchsetzte. Sein Irrtum war, daß er dies mit offiziellen Lehramtsaussagen der Kirche gleichsetzte. So ergriff im April 2005 Benedikt XVI. das Thema erneut auf und erklärte: „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedanken Gottes.“ Vor allem beantworte die Evolutionstheorie nicht die großen philosophischen Fragen: Woher kommt alles? Und wie entwickelt sich schließlich alles zum Menschen hin?
Ein bewegender Beitrag befaßt sich mit dem Thema „Männer und Abtreibung – Ein Kapitel über verbotene Trauer“, denn wenn von Abtreibung die Rede ist, wird meist nur über die Frau gesprochen. Erst 2009 brachte Die Zeit einen Bericht mit dem Titel „Wir haben abgetrieben. Männer brechen ihr Schweigen“. Die mit Foto präsentierten Männer jubelten keineswegs über „Frauenrechte“, sondern gaben ihrer tiefen Trauer und Reue Ausdruck. Endlich bröckelte das Tabu, und immer mehr Männer berichteten über die Abtreibung ihres Kindes als schmerzhafteste Erfahrung ihres Lebens, über Frustration, stille Trauer und Schuldgefühle.
Kontakt: Europäische Ärzteaktion in den deutschsprachigen Ländern e.V., Vordertullnberg 299, A-5580 Tamsweg. Das Einzelheft kostet 4 Euro, ein Jahresabo 16 Euro.